
Peking/Montreal/Singapur/Houston, 15. Nov (Reuters) - Chinesische Exportbeschränkungen für den Hightech-Rohstoff Yttrium führen zu Lieferengpässen und schüren Ängste vor explodierenden Kosten in der Luft- und Raumfahrt, der Energiebranche und der Halbleiterindustrie. China, der Hauptlieferant des Elements, hatte im April als Vergeltung für US-Zölle die Ausfuhr von Yttrium und sechs weiteren Seltenen Erden eingeschränkt. Die nun nötigen Ausfuhrlizenzen würden aktuell nur für kleinere Mengen erteilt, sagte Branchenexpertin Ellie Saklatvla vom Analysehaus Argus. Die europäischen Preise für Yttriumoxid, das für Hitzeschutzbeschichtungen verwendet wird, sind nach Argus-Daten seit Januar um 4400 Prozent auf 270 Dollar pro Kilogramm gestiegen.
Hintergrund der Engpässe bei Seltenen Erden ist der Handelsstreit zwischen den USA und China. Ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping im vergangenen Monat in Südkorea hatte zwar Hoffnungen auf eine Lösung geweckt, der Konflikt ist jedoch nicht vollständig beigelegt.
Besonders in den USA ist die Sorge groß. Der US-Branchenverband Aerospace Industries Association (AIA) erklärte, Yttrium sei für moderne Flugzeugtriebwerke unerlässlich. "Gegenwärtig ist unsere Lieferkette stark von Importen aus China abhängig. Angesichts der zunehmenden Engpässe hat diese Abhängigkeit zu steigenden Kosten geführt", sagte Dak Hardwick, Vizepräsident des Verbands. Auch die Halbleiterindustrie, wo Yttrium als Schutzschicht und Isolator verwendet wird, ist alarmiert. Zwei Branchenvertreter bewerteten das Problem auf einer Skala von eins bis zehn mit neun Punkten. Siemens EnergyENR1n.DE sieht derzeit noch keine direkten Auswirkungen auf seine Lieferketten, beobachtet die Lage jedoch mit Sorge. Konzernchef Christian Bruch sagte, das Unternehmen arbeite daran, sich von chinesischen Seltenen Erden unabhängiger zu machen, was jedoch Zeit brauchen werde.
Die Lagerbestände außerhalb Chinas sind schwer einzuschätzen. Sechs Brancheninsider schätzten, dass die Vorräte noch für ein bis zwölf Monate reichen könnten. Die USA, die ihren Bedarf bislang vollständig aus China decken, könnten jedoch bald eine heimische Alternative haben: Das Unternehmen ReElement Technologies im US-Bundesstaat Indiana will noch im Dezember mit der Produktion von Yttriumoxid beginnen.