
Berlin, 30. Okt (Reuters) - Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist im Sommer etwas stärker als erwartet gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Donnerstag auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Mini-Plus von 0,1 Prozent gerechnet. Sie sagten in ersten Kommentaren:
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
"Trotz zahlreicher Belastungen zeigt sich die Konjunktur im Euroraum robust. In anderen Mitgliedstaaten läuft es meist besser als in Deutschland. Die robuste Konjunkturlage verlangt nicht nach einer Leitzinssenkung."
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
"Die Problemkandidaten der Euro-Zone sitzen nicht mehr im Süden, sondern im Norden. Die spanische Volkswirtschaft wächst um 0,6 Prozent und Portugal gar um satte 0,8 Prozent. Frankreich überrascht mit einem starken Quartalswachstum um 0,5 Prozent und trotzt damit den innenpolitischen und außenwirtschaftlichen Widrigkeiten. Die deutsche Wirtschaft stagniert hingegen.
Spanien und Portugal glänzen mit einer starken Binnennachfrage und können damit auch den außenwirtschaftlichen Widrigkeiten trotzen. Seit Ende der Corona-Pandemie wuchs das spanische Bruttoinlandsprodukt stärker als dasjenige der USA. Spanien zeigt damit, dass auch im vermeintlich überregulierten Europa ein starkes Wachstum möglich ist.
Das Schwergewicht Deutschland schlägt mit seiner schwachen Zahl deutlich auf das gesamte Wachstum des Währungsraumes durch. Oder um es geografisch auszudrücken: Ohne den schwachen Norden wäre die Konjunkturentwicklung in der Euro-Zone eine deutlich stärkere."