Washington, 30. Jul (Reuters) - Die US-Wirtschaft hat sich vom Rückschlag zu Jahresbeginn überraschend gut erholt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 3,0 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 2,4 Prozent für das Quartal gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
STEPHAN BALES, KFW RESEARCH:
"Vorgezogene Importe hatten das US-Wachstum rechnerisch stark belastet. Dieser Sondereffekt fällt nun weg und die Konjunktur zeigt sich nicht ansatzweise so schwach, wie es die damaligen Zahlen suggerierten.
Die BIP-Zahlen senden ein deutliches Signal wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit in einem global herausfordernden Umfeld. Dennoch dürfte die Planungsunsicherheit für Haushalte und Unternehmen weiterhin hoch bleiben, getrieben von drohenden Pharmazöllen bis hin zu Spannungen mit der US-Notenbank."
CYRUS DE LA RUBIA, HAMBURG COMMERCIAL BANK:
"Das Wachstum scheint nicht sonderlich nachhaltig zu sein, denn es ist vor allem von Rückpralleffekten im Außenhandel getrieben, der im ersten Quartal das BIP wegen vorgezogener Importe stark belastet hatte. Strukturell schwächt sich die Wirtschaft ab. Die Investitionen gehen in einem auffällig starkem Tempo zurück und auch der US-Konsument hält sich weiterhin zurück. Dies sind zwei recht deutliche Signale, dass Unternehmen und Haushalte in den Vereinigten Staaten auf Vorsicht bedacht sind und erstmal abwarten wollen, was die US-Regierung in den kommenden Monaten machen wird."
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK.
"Zollbedingte Vorzieh- und Rückpralleffekte lassen die Wachstumsrate erst runter-, dann hochgehen. Die Zoll-Belastungen bleiben und deren konjunkturelle Bremsspuren werden sich zeigen. Auf den höheren Zöllen werden Unternehmen nicht lange sitzen bleiben. Preisliche Überwälzungsprozesse rollen langsam an. Das bremst den privaten Konsum aus. Relativ groß ist die Planungsunsicherheit. Für Unternehmen sind das schlechte Zeiten, Investitionen oder die Produktion stärkerer auszuweiten. Bei Neueinstellungen neigt sich der Daumen ebenfalls abwärts. Von den in Aussicht stehenden Steuererleichterungen und Investitionsanreizen wird erst 2026 ein leichter Wachstumsimpuls ausgehen."
RALF UMLAUF, HELABA:
"Im zweiten Quartal kam zu einer Erholung des Wachstums. Die Konsensschätzung wurde dabei sogar übertroffen. Wesentlich dazu beigetragen hat den ersten Schätzungen zufolge der verbesserte Außenbeitrag. Im ersten Quartal hatten Vorzieheffekte noch für eine Ausweitung des US-Handelsdefizits gesorgt, nun wirkt die deutliche Reduzierung des Fehlbetrages positiv auf das Wachstum. Derweil hat sich die Expansion der heimischen Nachfrage aber verlangsamt. Alles in allem dürften die Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed nicht forciert werden."