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HINTERGRUND-Was die neuen US-Zölle für Exporte, Wachstum und Preise bedeuten

ReutersJul 28, 2025 8:36 AM

- von Rene Wagner

- Die Europäische Union vermeidet einen Handelskrieg mit den USA, allerdings zu einem hohen Preis: Durch das mit Präsident Donald Trump vereinbarte Rahmenabkommen wird künftig ein Zollsatz von 15 Prozent in der weltgrößten Volkswirtschaft fällig. Das dürfte der deutschen Wirtschaft den Zugang zur ihrem wichtigsten Markt erheblich erschweren. Was hat das für Folgen für Exporte, Wachstum und Inflation?

WER BEZAHLT DIE ZÖLLE?

Zunächst einmal die in den USA ansässigen Unternehmen, die Waren aus Deutschland und Europa bestellen und den neuen Aufschlag an die Regierung abführen. "Die Zolleinnahmen sind beeindruckend – 700 Milliarden Dollar pro Jahr", sagt US-Handelsminister Howard Lutnick zu den erwarteten Einnahmen aus den neuen Zolldeals Washingtons. "Das ist reines Neugeld, über das die Regierung zuvor nie verfügt hat." Zahlen müssen allerdings die Abgabe an den Staat jedoch amerikanische Unternehmen, die die Waren im Ausland bestellen. Sie können versuchen, einen Teil der Kosten an die heimischen Kunden abzuwälzen. Sie können auch geringere Gewinne in Kauf nehmen, um die Kundschaft nicht mit höheren Preisen zu verprellen. Oder sie erzielen mit ihren Lieferanten aus Deutschland und Europa eine Übereinkunft, dass diese ihre Waren günstiger als bisher liefern und so zumindest einen Teil der Zollkosten übernehmen.

WIE WICHTIG SIND DIE USA FÜR DIE DEUTSCHEN EXPORTEURE?

Die Vereinigten Staaten sind ihr mit Abstand wichtigster Auslandskunde. Waren im Wert von mehr als 161 Milliarden Euro verkauften die deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr dorthin. Auf den Plätzen zwei und drei der bedeutendsten Kunden folgen mit großem Abstand Frankreich (115 Milliarden Euro) und die Niederlande (109 Milliarden Euro).

WIE HOCH WAREN DIE ZÖLLE BISLANG?

Zwar ist der ausgehandelte Kompromiss von 15 Prozent deutlich niedriger als die von Trump angedrohten 30 Prozent. Vor dessen Amtsübernahme im Januar galt allerdings nur ein Zollsatz von rund 2,5 Prozent. Künftig dürfte der durchschnittliche US-Zollsatz auf Lieferungen aus der EU um mehr als zehn Prozentpunkte im Vergleich zu 2024 steigen, rechnen die Commerzbank-Ökonomen Ralph Solveen und Vincent Stamer vor.

WERDEN DIE DEUTSCHEN US-EXPORTE EINBRECHEN?

Gut möglich, verschlechtern die höheren Zölle doch die Wettbewerbssituation deutscher Hersteller in den Vereinigten Staaten. "Dies wird vielen Unternehmen den Zugang zu ihrem wichtigsten Auslandsmarkt, in den mehr als 500 Milliarden Euro bzw. 20 Prozent der EU-Exporte gehen, merklich erschweren", rechnen die Commerzbank-Ökonomen vor. "Wir gehen davon aus, dass dies die EU-Exporte in die USA über die kommenden zwei Jahre um etwa ein Viertel drücken wird."

BREMST DAS AUCH DAS WIRTSCHAFTSWACHSTUM INSGESAMT?

Das ist wahrscheinlich. Zwar gehen rund 90 Prozent der deutschen Exporte in andere Länder als die USA. Dennoch dürfte Exporteuropameister Deutschland die höhere Handelshürde auch konjunkturell spüren. Das Bruttoinlandsprodukt könnte sich jährlich um knapp 0,2 Prozent reduziert werden, rechnet die VP Bank vor. "Die Wachstumsbelastungen fallen in eine Zeit, in der ohnehin die europäischen Schlüsselindustrien unter enormen Druck stehen", sagt deren Chefvolkswirt Thomas Gitzel. So machen chinesische Elektroautobauer den deutschen Konzernen zunehmend Konkurrenz.

HAT DAS ABKOMMEN AUCH FOLGEN FÜR DIE DEUTSCHEN VERBRAUCHER?

Vermutlich. Die EU verzichtet darauf, als Gegenmaßnahme die Zölle für Importe von Waren und Dienstleistungen aus den USA heraufzusetzen. Das dürfte die Inflation in Europa dämpfen, erwartet Ökonom Uwe Hohmann vom Bankhaus Metzler. Höhere Zölle hätten wohl höhere Verbraucherpreise bedeutet - etwa, wenn die EU die dominierenden Digitalkonzerne von Netflix bis MicrosoftMSFT.O mit höheren Zöllen oder Steuern belegt hätte. Für sie gibt es kaum europäische Alternativen, sie hätten also relativ leicht höhere Kosten auf ihre Kunden abwälzen können. Zudem könnten heimische Waren, die wegen der höheren Zölle nicht mehr nach Amerika verkauft werden können, zusätzlich auf dem deutschen Markt landen. Ein höheres Angebot könnte die Preise drücken.

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