Berlin, 25. Jul (Reuters) - Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen hat sich im Juli erneut verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 88,6 Punkte, nach 88,4 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings mit einem etwas kräftigeren Anstieg auf 89,0 Punkte gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
DIRK SCHUMACHER, KFW-CHEFVOLKSWIRT:
"Das Ifo-Geschäftsklima verbesserte sich leicht im Juli und erreichte den höchsten Stand seit Oktober letzten Jahres. Die moderate Belebung der deutschen Wirtschaft scheint sich damit auch zu Beginn des 3. Quartals fortzusetzen, was sich auch in der verbesserten Einschätzung der aktuellen Lage widerspiegelt. Gleichzeitig stagnieren die Erwartungen über den weiteren Verlauf, was sicher mit der weiterhin großen Unsicherheit über den Ausgang des Handelskonflikts mit den USA zu tun hat."
ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:
"Es ist der fünfte Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas in Folge, und der Trend weist eindeutig nach oben. Doch die Stimmung der Unternehmen liegt weiterhin sehr deutlich unter ihrem langjährigen Durchschnitt, und die Zuversicht kommt nur im Schneckentempo zurück. Angesichts der möglichen Belastungen durch die US-Zollpolitik ist das wenig überraschend."
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
"Das Ifo-Geschäftsklima schleppt sich weiter nach oben. Der Anstieg ist zwar ein Aufwärtssignal. Aber wir erwarten für das kommende Jahr nur deshalb ein recht starkes Wachstum von 1,4 Prozent, weil die Bundesregierung in großem Umfang Ausgaben aus dem Kernhaushalt in das Sondervermögen verschiebt und die freigewordenen Mittel rasch ausgibt. Dieser Fiskalimpuls facht die Konjunktur unvermeidlich an, auch wenn die langfristigen Wachstumsaussichten wegen des fehlenden Neustarts in der Wirtschaftspolitik weiter äußerst verhalten sind."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
"Die Unternehmen hängen irgendwie in den Seilen. Von Aufbruchsstimmung gibt es weiterhin keine Spur, das Signal deutet auf ein Weiter-so hin. Bei der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage herrscht unverändert Tristesse. Die gestiegenen Geschäftserwartungen müssen sich erst noch bewahrheiten. Sie erscheinen zudem brüchig, sollte der US-Basiszoll von zehn Prozent im August deutlich steigen. Für klare Konjunkturaussichten ist es deshalb wichtig zu wissen, wie es mit den Zöllen weitergeht. Allerdings muss auch dann davon ausgegangen werden, dass sich Trump neue Repressionen ausdenkt. Für Unternehmen heißt es deshalb: neue Handelspartner suchen, Investitionen überdenken, Kosteneffizienz steigern. Auch hat die Bundesregierung noch weitere Überzeugungsarbeit zu leisten."
ULRICH WORTBERG, HELABA:
"Während die Lagebeurteilungen erneut zulegen konnten, haben sich die Geschäftserwartungen nur minimal verbessert. Hier dürften Sorgen vor einer Eskalation des Zollkonflikts der USA mit der EU eine Rolle gespielt haben, denn eine Einigung konnte bislang nicht erzielt werden. Die Einkaufsmanagerindizes hatten ebenfalls eine leichte Stimmungsaufhellung angezeigt. Damit mehren sich Anzeichen eines konjunkturellen Aufschwungs, wenngleich es noch Unsicherheiten gibt - nicht zuletzt wegen der unberechenbaren Handelspolitik von US-Präsident Trump."