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SPOTANALYSE-Ökonomen zur Zinspause der EZB

ReutersJul 24, 2025 12:31 PM

- Nach einer Serie von sieben Zinssenkungen in Folge drückt die EZB die Pausetaste. Der EZB-Rat in Frankfurt beschloss am Donnerstag, den Einlagesatz bei 2,0 Prozent zu belassen. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

ELMAR VÖLKER, LBBW:

"Die EZB legt eine Pause ein, nachdem sie zuvor siebenmal in Folge in gleichmäßigen Schritten die Zinskosten für die Wirtschaft im Euroraum verbilligt hatte. Aktuell geht von der Geldpolitik nach weit verbreiteter Auffassung weder bremsender noch stimulierender Einfluss für die Konjunktur aus. Da sich die Inflation aktuell exakt am Zielwert befindet, ist der Handlungsdruck auf die Notenbanker gering, ihre Leitzinsen erneut anzupassen. Zumal die Zeiten größerer Schwankungen der Inflationsrate vorerst vorbei sein dürften. Vom Handelskonflikt mit den USA gehen noch immer Abwärtsrisiken für das Wachstum im Euroraum aus. Daher dürfte sich der EZB-Rat eine gewisse Neigung zu einer weiteren Leitzinssenkung im Laufe des Herbstes vorerst bewahren. Ob es dazu kommt oder ob der Leitzins von nun an für längere Zeit konstant bleibt, entscheidet sich anhand von zwei Faktoren: Zum Ersten der Ausgang des noch schwebenden Handelskonflikts. Zum Zweiten die Frage, wie weit die Kerninflation im Euroraum in den kommenden Monaten noch nach unten läuft."

ULRICH KATER, CHEFVOLKSWIRT DEKABANK:

"Die Zinspause war an den Märkten erwartet worden. Schließlich hat die EZB in den vergangenen Monaten ihre Leitzinsen von 'restriktiv' auf 'neutral' zurückgenommen. Ob die Stufe 'expansiv' mit weiteren Zinssenkungen notwendig sein wird, ist jetzt noch überhaupt nicht abzusehen. Zwar läuft die Konjunktur im Euroraum weiterhin unterdurchschnittlich, die Inflation wird absehbar weiter sinken und der Euro hat eine Aufwertung hinter sich. Das alles reicht jedoch nicht aus für den Ruf nach weiterem geldpolitischem Schub. Reagieren müsste die EZB nur bei deutlichen Einbrüchen in der konjunkturellen Entwicklung. Das steht aktuell nicht an."

ULRICH WORTBERG, HELABA:

"Die Tür für eine Zinssenkung bleibt geöffnet, letztlich legt sich die EZB aber nicht auf einen bestimmten Zinspfad fest. Sie entscheidet von Sitzung zu Sitzung in Abhängigkeit der Datenlage. Bei der nächsten EZB-Ratssitzung im September wird es hoffentlich mehr Klarheit hinsichtlich der transatlantischen Handelsbeziehung geben. Zudem sei auf den Wechsel im EZB-Rat verwiesen. Der Niederländer Klaas Knot wird seit Juli von Olaf Sleijpen ersetzt. Ende August scheidet der Österreicher Robert Holzmann aus, dessen Job übernimmt Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher. Ob beide Neulinge ähnlich 'falkenhaft' sein werden wie ihre Vorgänger, wird sich zeigen, darf aber insbesondere bei Martin Kocher bezweifelt werden."

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:

"Der EZB-Einlagensatz liegt mit zwei Prozent bereits im unteren Bereich der Spanne, die in der langen Sicht mit dem EZB-Inflationsziel vereinbar ist. Von nun an sollte die EZB sehr zurückhaltend sein, ihre Zinsen weiter zu senken. Zwar mag die Inflation wegen der Euro-Aufwertung und der Umleitung chinesischer Exporte in den Euroraum kurzfristig noch etwas sinken. Aber längerfristig dominieren die Inflationsrisiken – wegen des schrumpfenden Anteils der Arbeitsbevölkerung, der De-Karbonisierung und der De-Globalisierung."

MICHAEL HEISE, CHEFVOLKSWIRT HQ TRUST:

"Solides Wachstum im ersten Halbjahr und eine Inflationsrate auf Zielniveau sprachen recht klar dafür, die Zinsen konstant zu halten und mit ruhiger Hand zu fahren. Eine Zinssenkung wäre nur durch einen deutlich negativen Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung mit sehr niedrigen Inflationsraten begründbar gewesen.

Auch wenn die Handelspolitik und der Zollstreit weltwirtschaftliche Risiken mit sich bringen, wäre es zum jetzigen Zeitpunkt doch spekulativ, vorbeugend die Zinsen zu senken. Ein weiterer Zinssenkungsschritt der EZB könnte im September anstehen. Bei einer Einigung im Handelsstreit mit den USA, einem Verzicht auf Gegenzölle der EU und einer tendenziellen Euro-Aufwertung dürfte die Inflation im Euroraum weiter leicht zurückgehen.

Der deutliche Rückgang bei den Spar- und Einlagenzinsen der Banken dürfte weitgehend vorüber sein. Das gilt auch für die kurzfristigen Kreditzinsen für Unternehmen, die sich in den vergangenen Monaten erfreulicherweise deutlich ermäßigt haben."

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