Frankfurt/Berlin, 24. Jul (Reuters) - Nach einer Serie von sieben Zinssenkungen in Folge drückt die EZB die Pausetaste. Der EZB-Rat in Frankfurt beschloss am Donnerstag, den Einlagesatz bei 2,0 Prozent zu belassen. Diesen erhalten Finanzinstitute, wenn sie bei der Zentralbank Geld parken. Über diesen Zinssatz steuern die Währungshüter zugleich den geldpolitischen Kurs. An den Finanzmärkten war mit der Pause nach insgesamt acht Lockerungen seit Mitte 2024 gerechnet worden: Angesichts des weiter schwelenden transatlantischen Zollstreits und der noch nicht absehbaren Folgen für Inflation und Konjunktur im Euroraum schaltete die EZB nun wie prognostiziert auf Abwarten.
Anleger sind nun gespannt auf den weiteren Zinsausblick von EZB-Chefin Christine Lagarde auf der anstehenden Pressekonferenz. Nach Ansicht vieler von Reuters befragter Ökonomen dürfte die Zentralbank noch dieses Jahr eine weitere Zinssenkung wagen.
Die Notenbank ließ sich in ihrem Statement noch nicht in die Karten blicken, wie es geldpolitisch weiter geht: "Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest", teilte das Gremium mit. Der EZB-Rat wiederholte damit ein Mantra, mit dem sich die Währungshüter angesichts des Zollstreits und der geopolitischen Risiken geldpolitische Bewegungsfreiheit sichern. Anders als im Juni spricht die EZB aber nicht mehr von einer Situation, die von außergewöhnlich hoher Unsicherheit geprägt sei. Die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses soll von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen.
"SIGNAL FÜR STABILITÄT"
"Das Festhalten am aktuellen Zinsniveau sendet ein wichtiges Signal für Stabilität und Flexibilität in einem nach wie vor fragilen Umfeld", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. Der einstige EZB-Direktor fügte hinzu: "Die EZB handelt richtig, wenn sie die Leitzinsen in der heutigen Sitzung unverändert lässt. Angesichts der aktuellen Inflations- und Konjunkturdaten überwiegen die Argumente gegen eine weitere Senkung."
Die Währungshüter dürften nach Einschätzung vieler Beobachter zunächst abwarten, wie sich der Zollstreit weiter entwickelt. US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass ab dem 1. August Zusatzzölle von 30 Prozent anstelle des im April eingeführten Basiszollsatzes von zehn Prozent auf Importe aus der EU in Kraft treten sollen. Die EU hofft weiter auf eine Verhandlungslösung. Nach Japan könnte die Europäische Union Diplomaten zufolge auf ein Handelsabkommen mit den USA zusteuern, das ebenfalls einen Basiszoll von 15 Prozent auf EU-Waren umfassen könnte.