24. Jul (Reuters) - Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) beraten in Frankfurt über die Leitzinsen. Nach einer raschen Abfolge von Zinssenkungen dürfte der EZB-Rat diesmal pausieren. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass er den Einlagesatz zum Steuern der Geldpolitik nach acht Lockerungen binnen eines Jahres nunmehr bei 2,0 Prozent belassen wird. Angesichts des weiter schwelenden transatlantischen Zollstreits und der noch nicht absehbaren Folgen für Inflation und Konjunktur im Euroraum könnte die EZB nun auf Abwarten umschalten. Anleger warten gespannt auf die Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde zum weiteren Zinsausblick. Nach Ansicht vieler von Reuters befragter Ökonomen dürfte die Zentralbank noch dieses Jahr einen weiteren Schritt nach unten wagen.
"Grundsätzlich liegt eine weitere Zinssenkung in der Luft. Allerdings dürften die Notenbanker diese erst im September beschließen und im Juli zunächst die Füße stillhalten", so die Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. Die Währungshüter werden wohl trotz der von US-Präsident Donald Trump geschwungenen Zollkeule nun pausieren, wie die Nachrichtenagentur Reuters diesen Monat von Insidern erfuhr. Demnach zögerten viele Notenbanker, geldpolitisch auf etwas zu reagieren, was bislang nur als Drohung im Raum stehe. Trump hat angekündigt, dass ab dem 1. August Zusatzzölle von 30 Prozent anstelle des im April eingeführten Basiszollsatzes von zehn Prozent auf Importe aus der EU in Kraft treten sollen. Die EU hofft weiter auf eine Verhandlungslösung.
Allerdings wurde zuletzt verstärkt die Drohkulisse betont, dass die EU nach dem 1. August mit harten Gegenmaßnahmen antworten wird, sollte Trump wirklich den Zollsatz auf 30 Prozent anheben. Der Ausgang des Zollkonflikts dürfte auch für den weiteren Verlauf der Inflation im Euroraum große Auswirkungen haben. Die Währungshüter haben im Juni ihr Inflationsziel von 2,0 Prozent exakt erreicht. Doch wenn Trumps Zollkeule die EU im August mit voller Wucht treffen sollte, könnte es mit den Preisen abwärts gehen, wie die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier prophezeit.