Berlin, 27. Mai (Reuters) - Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich den dritten Monat in Folge etwas aufgehellt - bleibt aber niedrig. Das für Juni berechnete Konsumklima stieg in etwa wie erwartet um 0,9 Punkte auf minus 19,9 Zähler, wie die GfK-Marktforscher und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Dienstag zu ihrer Umfrage unter rund 2000 Personen mitteilten. Die Konsumenten bewerteten zwar ihre Einkommensaussichten und die Konjunkturperspektiven besser. Allerdings sank ihre Bereitschaft zu größeren Anschaffungen und sie legten wieder mehr Geld auf die hohe Kante. "Das Niveau der Konsumstimmung bleibt überaus niedrig und die Verunsicherung der Verbraucher weiter hoch", sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Das Barometer liegt nun auf dem höchsten Stand seit November 2024.
Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:
ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:
"Die Konsumenten trauen der sehnlich erhofften Erholung noch nicht so recht. Das Konsumklima hat sich zwar verbessert, aber letztlich dümpelt es seit rund einem Jahr auf dem Niveau des Corona-Lockdowns dahin. Die Vorsicht der Konsumenten zeigt sich auch darin, dass ihre Anschaffungsneigung trotz besserer Einkommens- und Konjunkturerwartungen leicht gesunken ist."
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:
"So richtig gelöst hat sich der Knoten bei den Konsumenten immer noch nicht. Die privaten Haushalte schätzen zwar die Konjunktur- und Einkommensaussichten positiver ein, aber die Kaufbereitschaft profitiert davon nicht und dazu passend will man auch mehr Geld beiseite legen. Offensichtlich bleibt trotz neuer Regierung ein großes Stück Verunsicherung, was angesichts der Zolldrohungen aus den USA, die ja weite Teile der deutschen Industrie treffen können, nicht so verwunderlich ist. Darüber hinaus dürfte das Misstrauen unter den Bürgern groß sein, ob denn nach dem wahrgenommenen politischen Stillstand der alten Regierung die neue Koalition tatsächlich in der Lage ist, etwas zu bewegen. Insgesamt sprechen diese Zahlen dafür, dass der private Konsum im zweiten Quartal weniger stark steigen wird als in den ersten drei Monaten, aber immerhin scheint es aufwärts zu gehen."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFÖKONOM HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
"Das schöne Frühlingswetter scheint die Konsumenten zu locken. Die bessere Laune dürfte auch auf die anhaltende Inflationsentspannung zurückgehen. Sie sichert das Wachstum nach unten ab. Für größere Konsumsprünge reicht die Laune noch nicht. Für den weiteren Konsumverlauf ist entscheidend, wie sich die Arbeitsplatzsorgen entwickeln. Eine Trendwende beim Konsumklima winkt, es ist aber noch zu früh, sie auszurufen."