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SPOTANALYSE-Volkswirte zum Anstieg des Ifo-Index

ReutersMay 22, 2025 8:39 AM

- Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen in Deutschland hat sich im Mai leicht verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 87,5 Punkte, nach 86,9 Zählern im April und damit das fünfte Mal in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit 87,4 Punkten gerechnet. Die Unternehmen zeigten sich zwar etwas skeptischer bei der aktuellen Lage, blickten aber etwas weniger pessimistisch auf ihr künftiges Geschäft. Experten sagten in ersten Reaktionen:

MICHAEL HERZUM, LEITER VOLKSWIRTSCHAFT UNION INVESTMENT:

"Für die deutsche Industrie bedeutet das geopolitische Umfeld trotz der Stimmungsaufhellung im Mai weiter große Unsicherheit. Die Lage wird sich erst mittelfristig verbessern. Mit dem Infrastrukturpaket in Deutschland stehen die Chancen gut für einen Auftragsschub in einigen Branchen. Eine wirtschaftsfreundlichere Politik in Berlin kann zudem helfen, die aus geopolitischen Spannungen resultierenden Belastungen abzufedern."

ROBIN WINKLER, DEUTSCHLAND-CHEFVOLKSWIRT DEUTSCHE BANK:

"Die beiden wichtigen Unternehmensumfragen zeichnen für den Mai ein widersprüchliches Bild. Während sich der Einkaufsmanagerindex eingetrübt hat, zeigt sich das Ifo-Geschäftsklima verbessert. Die Konjunkturlage bleibt damit unübersichtlich. Der beste Frühindikator sind jedoch die Ifo-Konjunkturerwartungen, die sich im Vergleich zum April deutlich verbessert haben. Wir schöpfen aus den Daten daher etwas mehr Optimismus, dass das produzierende Gewerbe sich langsam aus der Rezession herausarbeitet."

JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK:

"Die deutschen Unternehmen haben Trumps Zollschock auch im Mai getrotzt. Im exportorientierten verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima sogar verbessert. Offenbar wiegen die positiven Wirkungen der EZB-Zinssenkungen stärker als die höheren Zölle. Allerdings sollten Trumps Zölle die konjunkturelle Aufwärtsbewegung am Ende merklich dämpfen. Schließlich dürften die deutschen Unternehmen mittelfristig schätzungsweise ein Drittel ihres US-Geschäfts verlieren, wenn die USA dauerhaft einen Zollsatz von 15 Prozent auf Waren aus der EU erheben. Für das gesamte Jahr 2025 erwarte ich weiter nur eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts."

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

"Das Signal der heutigen Runde an Konjunkturfrühindikatoren ist deutlich: Die Zollstreitigkeiten werden bislang von den Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe recht gelassen genommen. Dies steht im Widerspruch zur öffentlichen Wahrnehmung, die von stellenweise düsteren Zollkonsequenzen gezeichnet ist. Gleichwohl muss konstatiert werden, dass von den Konjunkturbarometern auch kein Aufbruchssignal ausgeht. Sowohl der Ifo-Geschäftsklimaindex als auch die Einkaufsmanagerindizes zeichnen das Bild von wirtschaftlicher Tristesse."

ULRICH WORTBERG, HELABA:

"Stimmungsverbesserung in der deutschen Wirtschaft. Das Ifo-Geschäftsklima ist im Mai gestiegen. Dabei wurde die Konsensschätzung sogar leicht übertroffen. Vor allem die Geschäftserwartungen haben sich verbessert, wofür die Deeskalation im Zollstreit mit den USA verantwortlich sein dürfte. Darüber hinaus könnte es Hoffnungen auf wirtschaftliche Impulse durch die neue Bundesregierung geben. Trotz des erneuten Anstiegs bleiben die konjunkturellen Perspektiven von Unsicherheit geprägt, worauf auch das ambivalente Bild bei den Einkaufsmanagerindizes hingewiesen hat. Die Europäische Zentralbank wird wohl zunächst am Plan festhalten, die Leitzinsen erneut zu senken."

ALEXANDER KRÜGER, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

"Die Hoffnung auf Zoll-Deals scheint nur schwach ausgeprägt zu sein. Letztlich ist die Stimmungsverbesserung spärlich. Unternehmen lassen sich weiterhin kaum aus der Reserve locken. Der Zollschock dürfte die anhaltend schlechte Lagebeurteilung noch gefestigt haben. Eine nachhaltige Stimmungswende wird trotz Fiskal-Bazooka und neuer Regierung auf sich warten lassen. Für die Investitionsbereitschaft sind das trübe Aussichten, zumal eine echte Standortpolitik weiter fehlt. Das Wirtschaftswachstum dürfte vorerst weiter dahindümpeln. Der von der EU-Kommission eröffnete Bürokratieabbau ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung."

JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:

"Der Anstieg ist an sich erfreulich und war auch so erwartet worden. Er steht zudem im Einklang mit der Mehrzahl der übrigen Frühindikatoren, die zuletzt zulegen konnten. Ein bisschen rätselhaft ist die Verteilung auf die schwächere Lage und die deutlich verbesserten Erwartungen. Eigentlich hatten wir nicht mit so einer Erwartungsaufhellung gerechnet, denn nach wie vor gibt es erhebliche Risiken durch die US-Zollpolitik. Aber wer weiß, vielleicht hat ja der Start der neuen Bundesregierung die Erwartungen beflügelt. Etwas unterschätzt wird unseres Erachtens die Rolle der Geldpolitik. Die EZB hat die Leitzinsen inzwischen nahezu halbiert. Auch das dürfte sich inzwischen in der Realwirtschaft niederschlagen. Bei aller angebrachten Konjunkturskepsis: Es mehren sich die Hoffnungszeichen."

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