Berlin, 24. Apr (Reuters) - Die überraschende Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft im April ist dem Ifo-Institut zufolge allein den Dienstleistern und der Baubranche zu verdanken. "Alles, was mit Außenhandel zu tun hat, zeigt hingegen deutlich nach unten", sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. So seien die Geschäftserwartungen in der Industrie eingebrochen, ebenso die Exporterwartungen der Unternehmen. "Das ist ganz klar auf den Zollkrieg zurückzuführen", sagte Wohlrabe. "Der Pessimismus der Exporteure ist deutlich gestiegen."
US-Präsident Donald Trump hatte am 2. April hohe Strafzölle auf Importe aus der Europäischen Union verkündet, diese wenig später aber teilweise wieder ausgesetzt. "Auch der Großhandel und der Bereich Transport und Logistik leiden unter dem Handelskrieg", sagte Wohlrabe. Insgesamt sei die Unsicherheit unter den Firmen deutlich gestiegen – vor allem in der Industrie. "Den Unternehmen fällt es zunehmend schwerer, ihre eigene Geschäftsentwicklung vorherzusagen."
Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im April auf 86,9 Punkte, nach 86,7 Zählern im März und damit das vierte Mal in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Rückgang gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft stemmt sich gegen die Rezession", sagte Wohlrabe.
Dass sich die Stimmung in der Gesamtwirtschaft zu Beginn des zweiten Quartals aufgehellt hat, geht unter anderem auf die Baubranche zurück. "Hier kehrt Hoffnung zurück, auch wegen der geplanten Infrastruktur-Investitionen der künftigen Bundesregierung", sagte Wohlrabe. Auch im Dienstleistungssektor gehe es nach oben - etwa im Gastgewerbe sowie dem Grundstücks- und Wohnungswesen. "Das sind Bereiche, die nichts mit dem Zollkrieg zu tun haben", betonte der Experte.