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SPOTANALYSE-Ökonomen zum überraschend deutlichen Rückgang des Einkaufsmanagerindex

ReutersApr 23, 2025 8:43 AM

- Die deutsche Wirtschaft ist einer Umfrage zufolge im April wieder in eine Rezession gerutscht. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft mit Industrie und Dienstleistern sank stärker als erwartet auf 49,7 Punkte von 51,3 Zählern im März, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Mittwoch zu seiner monatlichen Befragung von Einkaufsmanagern mitteilte. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer fiel damit auf ein Vier-Monatstief und liegt nun wieder unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 50,4 Zähler gerechnet. Das Barometer für die Euro-Zone sank nach zuletzt drei Anstiegen in Folge nun stärker als erwartet auf 50,1 Punkte, nach 50,9 Zählern im März.

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

VINCENT STAMER, COMMERZBANK:

"Der kombinierte Einkaufsmanagerindex für die Industrie und den Dienstleistungssektor im Euroraum ist von 50,9 auf 50,1 gesunken. Dabei hat sich die Situation insbesondere im Dienstleistungssektor in Deutschland und Frankreich verschlechtert. Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe blieb hingegen stabil, weshalb der heutige Rücksetzer auch nur in geringem Maße auf die US-Zollpolitik zurückzuführen sein dürfte.

Die Stimmung in der Wirtschaft im Euroraum befindet sich insgesamt auf einem niedrigen Niveau. Der heutige Rückschlag bei den Einkaufsmanagerindizes verdeutlicht dies noch einmal. Auch die US-Zollpolitik belastet die Wirtschaft durch zusätzliche Zölle und Unsicherheit. Demgegenüber stehen die Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank, die das verarbeitende Gewerbe offensichtlich weiter stimulieren. Insgesamt erwarten wir daher für den Verlauf dieses Jahres nur eine blutleere Erholung der Wirtschaft im Euroraum."

THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:

"Es ist die erste Wasserstandsmeldung aus dem Unternehmenssektor seit dem 'Tag der Befreiung' am 2. April, an dem US-Präsident Donald Trump sämtliche Handelspartner mit teilweise drastischen Zöllen überzog. Dabei lautet die Botschaft: Die Situation hat sich eingetrübt, aber im verarbeitenden Gewerbe kann von Panik keine Rede sein. Zum Leidtragenden der Handelsstreitigkeiten entwickelt sich überraschend der Dienstleistungssektor. Die privaten Verbraucher fürchten in Anbetracht der Zolldebatten um ihren Arbeitsplatz und stellen Ausgaben zurück. Zum Leidtragenden könnten sich etwa der Hotel- und Gaststättensektor und die Tourismusindustrie entwickeln.

Die weitere konjunkturelle Entwicklung hängt entscheidend vom weiteren Verlauf der Handelsstreitigkeiten ab. So gab es gestern Signale, die auf eine Deeskalation hindeuten. Donald Trump betonte, dass die Zölle auf chinesische Einfuhren erheblich fallen werden. Und auch gegenüber Europa klangen die Töne zuletzt versöhnlicher. Doch auch wenn der Ausgang der Handelsstreitigkeiten noch völlig offen ist, allein die Verunsicherung reicht, um wirtschaftliche Schäden zu verursachen. Die Eurozonen-Wirtschaft wird sich vorerst schwertun. Die konjunkturelle Entwicklung wird zu einem Ritt auf der Rasierklinge zwischen leichtem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und Stagnation."

RALF UMLAUF, HELABA:

"Die Stimmung bei den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors hat sich im laufenden Monat eingetrübt. Die Konsensschätzung im Dienstleistungssektor wurde dabei sogar noch unterschritten. Mit verantwortlich dafür dürfte die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten sein, während ein möglicher positiver Impuls aufgrund des Abschlusses der Koalitionsverhandlungen verpuffte. Insgesamt bleiben die konjunkturellen Perspektiven schwach und die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte den Lockerungskurs wohl noch nicht beendet haben, zumal auch in Frankreich die PMIs gesunken sind und die Erwartungen im Servicesektor verfehlt wurden."

ELMAR VÖLKER, LBBW:

"Der Zoll-Rundumschlag von US-Präsident Donald Trump hat den zwischenzeitlichen Stimmungsaufschwung in der deutschen Industrie beendet. Die breit angelegte Eintrübung im April kommt alles in allem wenig überraschend angesichts des massiven zusätzlichen Unsicherheitsfaktors, welche die US-Politik für die Weltwirtschaft liefert. Immerhin zeigen sich die Entscheider in der Realwirtschaft nicht ganz so massiv beeindruckt wie die finanzmarktnäheren Befragten in der jüngsten Umfrage des ZEW. Hoffnungen auf einen beginnenden Konjunkturfrühling müssen dennoch auf absehbare Zeit aufgeschoben werden: Bis sich entweder konkrete und belastbare Entspannungszeichen in den Handelskonflikten ergeben oder bis der erhoffte Rückenwind durch die Ausgabenprogramme der künftigen Bundesregierung greift."

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