Berlin, 11. Apr (Reuters) - Im eskalierenden Zollkonflikt zwischen den USA und China droht auch die deutsche Wirtschaft unter die Räder zu kommen. Dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zufolge dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt der Jahre 2025 bis 2028 um 1,1 Prozent geringer ausfallen als in einem Szenario ohne neue Zölle. In dieser Simulation ist bereits die jüngste Gegenmaßnahme Chinas berücksichtigt: Die Volksrepublik kündigte am Freitag einen Zoll von 125 Prozent auf US-Waren an. Zuvor hatten die Vereinigten Staaten ihren Zollsatz für Produkte aus der Volksrepublik auf 145 Prozent heraufgesetzt.
"Wir dürfen uns in der Zollpause im amerikanisch-europäischen Handelsstreit nicht in Sicherheit wägen", sagte IW-Handelsexpertin Galina Kolev-Schaefer. "Der Konflikt zwischen den USA und China tobt weiter, das hat auch für die Europäische Union handfeste Konsequenzen." Handelskonflikte zwischen Großmächten seien keine bilateralen Angelegenheiten, sondern ein globales Risiko. "Auf der Suche nach neuen Absatzmärkten könnten chinesische Produkte jetzt die restliche Welt überschwemmen", warnte Kolev-Schaefer. "Das deutsche Exportgeschäft wird damit deutlich schwieriger." Auch die globale Unsicherheit nehme weiter zu, ein Ende des Handelskriegs sei jedenfalls noch nicht absehbar.
Darunter dürfte China am meisten leiden. Dort dürfte das Bruttoinlandsprodukt bis 2028 um 2,9 Prozent niedriger ausfallen, so das IW. Die Volksrepublik ginge "damit als größter Verlierer aus dieser Eskalation hervor". Für die USA bedeuteten die Zölle ein Minus von 1,1 Prozent.
US-Präsident Donald Trump hatte gegen zahlreiche Handelspartner pauschale 20-Prozent-Zölle verhängt und kurz danach für 90 Tage ausgesetzt. Die Zölle von 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Autos sowie die zehnprozentigen Basiszölle auf sämtliche andere Produkte blieben für die EU in Kraft.