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SPOTANALYSE-Analysten zu Trumps Zollmoratorium

ReutersApr 10, 2025 6:50 AM

- US-Präsident Donald Trump hat seine Zollerhöhungen mit Ausnahme von China nach eigenen Angaben für 90 Tage auf Eis gelegt. Das gelte für die sogenannten reziproken Zölle und für die Zölle von zehn Prozent, erklärte Trump am Mittwoch. Nachfolgend Einschätzungen von Analysten zur Kehrtwende:

BERND WEIDENSTEINER UND CHRISTOPH BALZ, COMMERZBANK:

"Die hohe Unsicherheit durch das Hüh und Hott der Zollpolitik hat erhebliche Kosten. Schließlich haben Unternehmen keine sichere Planungsgrundlage für Investitionen. Die natürliche Reaktion der Firmen ist dann, die Investitionen erst einmal zurückzustellen. Firmen, die auf Zulieferungen aus dem Ausland angewiesen sind, haben eine völlig unübersichtliche Kostensituation – schließlich können ihre Zulieferungen durch plötzlich verhängte neue Zölle über Nacht stark steigen. Dadurch nimmt der wirtschaftliche Gegenwind zu.

Ständige und teilweise extreme Änderungen der US-Außenwirtschaftspolitik erschweren auch den Prognostikern die Arbeit. Da sich die extremsten Konjunkturrisiken aber nicht zu materialisieren scheinen, sehen wir bisher keinen Anlass zu einer deutlichen Prognoserevision."

ULRICH WORTBERG UND RALF UMLAUF, HELABA:

"Möglicherweise hat man im Weißen Haus nicht alle Folgen des Handelskrieges bedacht. Der Sprung der US-Treasury-Renditen und die latente Schwäche des US-Dollars sind Warnschüsse - wie auch der Ausverkauf an den Aktienbörsen. Anscheinend wurden diese nicht überhört. Obwohl die US-Notenbank dem reflexartigen Senken der Zinsen bisher widerstanden hat und in der Euro-Zone marktseitig auf eine baldige Senkung spekuliert wird, kann der US-Dollar keinen Boden gutmachen. Die gewaltige Verschuldung der USA im Ausland erweist sich als Achillesferse der trumpschen Zollpolitik. Kommt dem Euro und den hiesigen Staatsanleihen vermehrt der Status als sicherer Anlagehafen zu oder werden europäische Staatsanleihen im Sog der Treasuries unter Druck geraten? Viele Szenarien sind denkbar. Noch besteht keine Klarheit und so könnte die Volatilität in den kommenden Tagen oder sogar Wochen erhöht bleiben."

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

"An den Finanzmärkten wird die Aussetzung der Sonderzölle gefeiert. Die Hoffnungen sind groß, dass es nun zu Verhandlungen kommt, die einen eskalierenden Handelskrieg verhindern. Für das globale Unternehmerlager bleiben derweil vorerst die Unsicherheiten groß. Die offene Frage ist: Kommt es tatsächlich zu einer Einigung und wie sieht diese aus? Ungeklärt ist auch, wie China auf die weitere Erhöhung des Zollsatzes reagiert. Und für die europäische Automobilindustrie bleibt der Aufschlag von 25 Prozent eine Bürde. Es ist also keineswegs so, dass sich nun der Zollstreit in Wohlgefallen aufgelöst hätte. Zumindest ist die Chance einer Verhandlungslösung mit den wichtigsten US-Handelspartnern, mit Ausnahme von China, gewachsen."

ALEX MORRIS, CHEFINVESTOR F/M INVESTMENTS:

"Sie haben die Pausentaste gedrückt und der Markt jubelt." Doch sei ein guter Ausgang alles andere als sicher. Es gebe schließlich keine Garantie für Verhandlungslösungen binnen 90 Tagen. "Wir sind noch lange nicht über den Berg." Die Inflation könne in die Höhe schnellen, wenn die Menschen aus Unsicherheit über die Zölle Waren hamsterten.

MARK HACKETT, MARKTSTRATEGE, NATIONWIDE INVESTMENT MANAGEMENT GROUP:

"Das sind auf jeden Fall gute Nachrichten." Sie seien ein Zeichen dafür, dass die US-Regierung mit Verhandlungen vorankomme. Doch ein Anstieg des Nasdaq von acht Prozent in 20 Minuten sei nicht viel besser als ein Rückgang von 8 Prozent. "Daher bin ich vorsichtig, jetzt Entwarnung zu geben."

CHRISTOPHER HODGE, CHEFÖKONOM, NATIXIS:

"Wir hatten mit einer Kapitulation gerechnet - angesichts der finanziellen Katastrophe, ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Folgen, die noch nicht spürbar sind." Die USA koppelten sich völlig von China ab. Die Gräben zur EU seien tief. "Wir könnten zum Spielplan von Trump 1.0 zurückkehren, bei dem sich andere Länder verpflichten, mehr bestimmte Waren aus den USA zu kaufen. Dies könnte das Handelsdefizit geringfügig verbessern, wird die Handelsbeziehungen jedoch nicht so grundlegend verändern, wie es die Regierung wünscht."

JOHN CANAVAN, CHEFANALYST, OXFORD ECONOMICS:

"Die Formulierung von Präsident Trump lässt nicht ganz klar erkennen, ob es tatsächlich zu einer Aussetzung der Zölle kommt oder ob es lediglich niedrigere Gegenzölle von zehn Prozent gibt. So oder so ist jedoch klar, dass der Präsident von einigen seiner schlimmsten Zolldrohungen abrückt." Das werde sich langfristig positiv auf risikoreiche Anlagen auswirken und für etwas Ruhe an den Märkten sorgen. "Eines jedoch wird dadurch nicht beseitigt: die Unsicherheit." Schließlich ändere sich die Höhe scheinbar täglich.

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