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HINTERGRUND-US-Staatsanleihen im Zollstrudel - "Kein sicherer Hafen mehr"

ReutersApr 9, 2025 12:10 PM

- Eigentlich gelten US-Staatsanleihen als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. Doch nun sind auch die sogenannten US-Treasuries von der Unruhe an den Finanzmärkten erfasst worden, die durch die von US-Präsident Donald Trump verhängten enormen Zölle auf Importe aus Dutzenden Ländern ausgelöst wurden.

WAS IST PASSIERT?

Die Rendite für US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren legte binnen drei Tagen um fast 0,60 Prozentpunkte auf rund 4,9 Prozent zu. Was nach nicht viel klingen mag, ist am sogenannten Rentenmarkt aber äußerst ungewöhnlich: Einen so kräftigen Anstieg gab es zuletzt 1981. Die Rendite zehnjähriger US-StaatsanleihenUS10YT=RR legte am Mittwoch im Gegenzug zum fallenden Kurs bis auf rund 4,5 Prozent zu, nach 3,990 Prozent am Freitag. Viele Anleiheninvestoren ziehen Parallelen zur Corona-Krise, als ebenfalls Wertpapiere in großem Stil verkauft und zu Cash gemacht wurden. "Es gibt eine Flucht ins Bargeld", sagte ein Experte.

WARUM IST DER ZINSANSTIEG UNGEWÖHNLICH?

In unsicheren Zeiten fliehen Anleger eigentlich in sichere Anlagen - und dazu gehören US-Staatsanleihen, zumindest bislang. Denn dass die weltgrößte Volkswirtschaft und Heimat der Weltleitwährung Dollar pleite geht, gilt als ausgeschlossen. Die Zollpolitik von Donald Trump erschüttert allerdings das Vertrauen vieler Geldgeber in die US-Finanzpolitik. Obwohl die Aktienkurse rund um den Globus aus Furcht vor einem weltweiten Handelskrieg und einer globalen Rezession eingebrochen sind, trennten sich viele Anleger von den sogenannten US-Treasuries. "Der Markt wird rasch entdollarisiert", schreiben die Analysten von Deutsche Bank Research. "Der Markt hat das Vertrauen in die US-Vermögenswerte verloren." Andere Experten sehen das auch so. Die Entwicklung könne "ein Hinweis sein, dass US-Treasuries nicht mehr als sicherer Hafen im globalen Rentenmarkt gelten", sagte Ben Wiltshire, Stratege beim Finanzdienstleister Citigroup.

WAS WAR DER AUSLÖSER?

Hedgefonds verkaufen derzeit verstärkt US-Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten. Der Grund: Viele dieser Fonds hatten mit geliehenem Geld auf minimale Preisunterschiede zwischen Anleihen und den dazugehörigen Terminkontrakten spekuliert – ein beliebter, aber riskanter Strategieansatz, der "Basis-Trade" genannt wird. Dieser ist etwa 800 Milliarden Dollar groß, sagt Torsten Slok, Chefökonom bei Apollo Global Management.

Als Reaktion auf die starken Kursschwankungen verlangen Kreditgeber nun zusätzliche Sicherheiten – sogenannte Nachschussforderungen. Wer diese Sicherheiten nicht schnell genug bereitstellen kann, ist gezwungen zu verkaufen, um Schulden zu begleichen. Genau das passiert jetzt. "Das hat inzwischen nichts mehr mit Fundamentaldaten zu tun – es geht jetzt um Liquidität", sagte Jack Chambers, Chefstratege bei der Australia and New Zealand Banking Group.

GIBT ES WEITERE GRÜNDE?

Immer mehr Anleger befürchten, dass Trumps Zölle die USA in eine Rezession treiben könnten. Das wiederum könnte die Notenbank Federal Reserve dazu bringen, ihre Zinsen zu senken - trotz der steigenden Inflationsgefahr, die von höheren Zöllen auf Importwaren ausgehen. Allerdings werden Staatsanleihen bei sinkenden Zinsen für Anleger eher unattraktiver. Deshalb haben viele Investoren ihre Bestände an US-Staatsanleihen abgestoßen.

WIE REAGIEREN DIE DEUTSCHEN BUNDESANLEIHEN?

Recht unbeeindruckt. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe - an denen sich die Zinsen anderer europäischer Staatsanleihen ausrichten - gab sogar leicht nach: von 2,63 auf 2,62 Prozent. "Zumindest in Europa werden Bundesanleihen wieder zu einer sicheren Anlage und Treasuries verlieren an Bedeutung", sagt Nordea-Chefanalyst Anders Svendsen. Für Häuslebauer in Deutschland sind das gute Nachrichten: Der Marktzins für Immobilienkredite orientiert sich an den Renditen langfristiger Anleihen.

WELCHE FOLGEN HAT DER RENDITEANSTIEG FÜR DIE USA?

Es wird teurer für die US-Regierung, sich frisches Geld bei Investoren zu leihen. Die Staatsschulden entsprechen schon mehr als 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA - in Deutschland sind es nur 62,5 Prozent. Da die US-Regierung Billionen Dollar an ausstehenden Schulden hat, die in den kommenden Jahren refinanziert werden müssen, kommt sie ein Zinsanstieg teuer zu stehen. Das könnte den Spielraum für die von Trump angekündigten großen Steuersenkungen verringern. Steigen die Marktzinsen, wird es in der Regel auch für amerikanische Häuslebauer teurer, einen Immobilienkredit aufzunehmen.

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