Berlin, 07. Apr (Reuters) - Die deutschen Exporte sind vor den von US-Präsident Donald Trump verkündeten Zöllen auch wegen der steigenden Nachfrage aus den USA gewachsen. Im Februar stiegen die Ausfuhren um 1,8 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten nur mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent gerechnet. Dagegen schrumpfte die Produktion im Februar um 1,3 Prozent zum Vormonat unerwartet stark. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
"Vom gesamtwirtschaftlichen Wachstum im ersten Quartal ist nicht viel zu erwarten. Bislang dürfte es entweder auf ein kleines Plus oder auf eine Stagnation hinauslaufen. Mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse rings um die von den USA verhängten Zölle droht die deutsche Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf größeren Schaden zu nehmen.
Unter einem eskalierenden Handelskrieg leidet die deutsche Volkswirtschaft in besonderem Maße. Eine Rezession droht, wenn es zu keinen Verhandlungserfolgen mit den USA kommt. Das von der möglichen neuen Bundesregierung lancierte Infrastrukturpaket wird derweil erst in den Folgejahren positive Wirkung zeigen."
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
"Die Industrieproduktion hat im Februar enttäuscht – vor allem wegen der Bauproduktion. Die Industrieproduktion bewegt sich weiter auf niedrigem Niveau seitwärts. Etwas Hoffnung macht bisher nur die leichte Erholung der Stimmungsindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima, wobei von den massiv gestiegenen US-Zöllen eine große Belastung für das Exportland Deutschland ausgeht."
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:
"Kurz vor den US-Zöllen haben deutsche Unternehmen offensichtlich noch einiges ans Ausland ausgeliefert. Das mag sich im März noch mal wiederholen, aber dann dürfte der Kater kommen, da ein Zehntel der Ausfuhren direkt im US-Zollfeuer stehen und die Verunsicherung viele Unternehmen weltweit davon abhalten wird, zu investieren und deutsche Maschinen usw. zu erwerben."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
"Nach dem guten Jahresauftakt schaltet die Produktion drei Gänge zurück. Derartige Gegenbewegungen sind nicht weiter schlimm. Es sieht dennoch nach einem moderaten Produktionsplus fürs abgelaufene Quartal aus. Für einen Aufwärtstrend ist die Stimmung insgesamt zu schlecht. Höhere US-Zölle und schwierige Standortbedingungen bleiben Dauerbremser.
Der Export scheint von Vorzieheffekten wegen absehbar höherer US-Zölle profitiert zu haben. Exporteure werden wegen der US-Zollpolitik aber eher Trübsal blasen. Der Sektor wird vorerst mit einer höheren Unsicherheit leben. Unternehmen sind gut beraten, sich rasch nach anderen Handelspartnern als den USA umzusehen."