
Washington, 18. Nov (Reuters) - Das US-Repräsentantenhaus hat am Dienstag mit überwältigender Mehrheit für die Freigabe von Akten des Justizministeriums zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gestimmt. Die entsprechende Resolution wurde mit 427 zu einer Stimme angenommen. Damit die Akten veröffentlicht werden, muss nun der Senat der Vorlage ebenfalls zustimmen. In beiden Kongresskammern stellen die Republikaner von Präsident Donald Trump die Mehrheit. Dieser hatte sich monatelang gegen eine Veröffentlichung gewehrt, bevor er am Wochenende nach wachsendem Druck aus seiner eigenen Partei seine Haltung änderte.
Vor der Abstimmung forderten mehrere mutmaßliche Opfer Epsteins vor dem Kapitol die Freigabe. "Bitte hören Sie auf, die Angelegenheit zu politisieren, es geht nicht um Sie, Präsident Trump", sagte Jena-Lisa Jones, die nach eigenen Angaben als 14-Jährige von Epstein sexuell missbraucht wurde. "Ich habe für Sie gestimmt, aber Ihr Verhalten in dieser Angelegenheit ist eine nationale Blamage."
Eine Stellungnahme von Trump lag zunächst nicht vor. Es war unklar, wie der Senat entscheiden würde. Die Resolution erlaubt dem Justizministerium zudem, Unterlagen zurückzuhalten, die eine laufende Ermittlung gefährden könnten. Der Abstimmung im Repräsentantenhaus war ein erbitterter Streit innerhalb der Republikaner vorausgegangen. Der Abgeordnete Thomas Massie hatte die Abstimmung gegen den Willen der Parteiführung durchgesetzt. Der Riss geht auch durch die US-Bevölkerung: Viele von Trumps Anhängern glauben, die Regierung halte brisante Dokumente über Epstein zurück, die dessen Verbindungen zu einflussreichen Persönlichkeiten belegen würden.
Der besonders unter Wohlhabenden und Prominenten gut vernetzte Epstein soll Minderjährige einigen seiner Bekannten zum Sex zugeführt haben. Er wurde 2019 im Gefängnis tot aufgefunden, was als Selbstmord eingestuft wurde. Trump und Epstein wurden vor Jahrzehnten zusammen fotografiert. Der Präsident hat jedoch erklärt, die beiden hätten sich noch vor Epsteins Verurteilungen zerstritten. Trump hat alle Vorwürfe im Zusammenhang mit der Affäre zurückgewiesen und die Debatte als eine Verleumdungskampagne der Demokraten bezeichnet. Sonntagnacht erklärte er, deren "radikalen linken Verrückten" hätten einen Schwindel inszeniert, den man jetzt hinter sich lassen sollte.