
Berlin, 27. Okt (Reuters) - Angesichts einer drohenden Kurzarbeit in der Autobranche wegen fehlender Halbleiter des Chipherstellers Nexperia fordert Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies einen Schulterschluss zwischen Europäischer Union und der Bundesregierung. Es müsse eine Lösung dafür gefunden werden, wie man stärker diversifizieren könne, sagte der SPD-Politiker am Montag im ZDF-Morgenmagazin. Allerdings werde es nicht gelingen, ganz unabhängig zu sein, räumte er ein. "Wir werden immer Teile aus Asien und aus China bekommen."
Der Preisdruck in der Autobranche sei riesengroß, sagte Lies, der auch im VolkswagenVOWG.DE-Aufsichtsrat sitzt. Die Produktion von Halbleitern in Europa wäre teurer als der Kauf der Komponenten im Ausland. "Deswegen müssen wir dafür sorgen, also der Staat und auch die EU, dass wir überhaupt in der Lage sind, wettbewerbsfähig in Europa zu produzieren." Nötig seien auch verlässliche Handelsbeziehungen. "Wir dürfen nicht in diesen Konflikt zwischen den USA und China geraten, und Europa und die europäische Industrie sind am Ende der Leidtragende."
Wegen ausbleibender Chiplieferungen planen Autozulieferer wie etwa BoschROBG.UL Kurzarbeit. Nexperia gehört dem chinesischen Konzern Wingtech600745.SS, der wegen angeblicher Risiken für die nationale Sicherheit auf einer schwarzen Liste der US-Regierung steht. Nexperia produziert in Europa, verarbeitet die Chips aber in China weiter, so dass sie teils als Bestandteil von Bauteilen von dort exportiert werden. Auf Druck der USA übernahmen die Niederlande vor wenigen Tagen die Kontrolle bei Nexperia, woraufhin China den Export stoppte. Dies führt zu Lieferproblemen bei Halbleitern wie Dioden, Transistoren und Chips für das Batteriemanagement. Betroffen sind vor allem die Autoindustrie und der Maschinenbau.