
Berlin, 20. Okt (Reuters) - Die deutsche Industrie zweifelt einer Studie zufolge massiv an ihrer eigenen Zukunftsfähigkeit und steckt im tiefen Strukturbruch. In Schlüsselbranchen wie Maschinenbau und Autoindustrie geht die Sorge um, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, wie am Montag aus einer Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch hervorgeht. Besonders ausgeprägt ist der Pessimismus demnach im Maschinen- und Anlagenbau. Hier geht eine Mehrheit von 51 Prozent davon aus, die Technologieführerschaft an das Ausland wie die USA und China zu verlieren. Von den Autozulieferern nehmen 57 Prozent den Kampf um chinesische Hersteller als Kunden gar nicht erst auf. Stattdessen suchen viele vom Strukturwandel betroffene Zulieferer nach neuen Geschäftsfeldern, etwa in der Rüstungsindustrie.
In der energieintensiven Industrie halten 94 Prozent der befragten Manager eine Abwanderung vieler Unternehmen aus Deutschland für wahrscheinlich. Als Hauptgrund gelten die hohen Energiepreise.
Die Probleme werden durch erschwerte Finanzierungsbedingungen verschärft. Zwar ist dies kein flächendeckendes Problem, doch in den betroffenen Unternehmen sind die Folgen gravierend. Von den Firmen mit erschwertem Kreditzugang stoppen laut Umfrage 90 Prozent ihre Investitionen, und fast die Hälfte baut Arbeitsplätze ab. Dies treffe genau die Sektoren, in denen der Transformationsdruck am größten sei, hieß es in der Studie. "Was wir sehen, ist kein konjunkturelles Tief, sondern ein Strukturbruch", sagte Christian Säuberlich, Sprecher des Vorstands von FTI-Andersch. In den kommenden Jahren würden ganze Industriezweige spürbar schrumpfen.
"Diese Untersuchung zeigt, dass die Probleme deutscher Schlüsselindustrien tiefer liegen: Sie liegen in der Wettbewerbsfähigkeit einer Vielzahl der Unternehmen – und nicht nur in externen Rahmenbedingungen", sagte Säuberlich. Die Studie mache erkennbar, warum Deutschland im internationalen Wettbewerb zurückfalle.