
Kairo/Jerusalem, 18. Okt (Reuters) - Zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas gibt es weiter Streit über die Umsetzung des Gaza-Plans. Die Hamas warf dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Samstagabend eine "eklatante Verletzung des Waffenstillstandsabkommens" vor. Netanjahu hatte zuvor erklärt, die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten hänge davon ab, dass die Hamas die sterblichen Überreste von verstorbenen Geiseln übergebe. Die palästinensische Botschaft in Ägypten hatte angekündigt, der für die Bewohner des Gazastreifens wichtigste Übergang werde am Montag wieder geöffnet.
Der Streit unterstreicht dass Misstrauen zwischen beiden Seiten trotz der in der vergangenen Woche vereinbarten Waffenruhe. Als Teil eines US-Gaza-Plans hatte die Hamas alle 20 lebenden israelischen Geiseln freigelassen, die sie zwei Jahre lang festgehalten hatte. Im Gegenzug wurden fast 2000 in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen. Israel wirft der Hamas jedoch vor, die Leichen von 28 getöteten Geiseln zu langsam zu übergeben. Die Hamas hält dem entgegen, dass die Ortung einiger Leichen inmitten der Zerstörung im Gazastreifen Zeit brauche. Für Samstagabend war die Übergabe von zwei weiteren toten Geiseln geplant.
Das Waffenstillstandsabkommen sieht auch eine Aufstockung der Hilfslieferungen in das Küstengebiet vor, in dem im August nach Einschätzung der globalen Hunger-Beobachtungsstelle IPC eine Hungersnot für Hunderttausende Menschen festgestellt wurde. Seit der Waffenruhe gelangten nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) täglich im Schnitt 560 Tonnen Lebensmittel in den Gazastreifen. Dies sei aber deutlich weniger als benötigt. Wichtige Streitpunkte in dem von den USA vermittelten 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Krieges sind zudem noch ungelöst. Dazu gehören die Entwaffnung der Hamas, die künftige Verwaltung des Gazastreifens, die Zusammensetzung einer internationalen Stabilisierungstruppe und Schritte zur Gründung eines palästinensischen Staates.