
Berlin, 13. Okt (Reuters) - Der Digitalverband Bitkom hat einen beschleunigten Ausbau der Stromnetze in Deutschland gefordert, damit die angestrebte stärkere Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) nicht gebremst wird. "In einigen Regionen gibt es Engpässe bei Netzanschlüssen, wodurch nicht nur Investitionen verzögert, sondern teilweise auch Standorte außerhalb Deutschlands bevorzugt werden, wo Strom günstiger und schneller verfügbar ist", sagte Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sehen eine wachsende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach Rechenkapazitäten in Deutschland, die sich bis 2030 voraussichtlich weiter vergrößern wird." Notwendig für eine souveräne KI aus Deutschland seien deshalb ein beschleunigter Ausbau der Stromnetze, eine effizientere Vergabe von Netzanschlusskapazitäten, der Ausbau erneuerbarer Erzeugungskapazitäten, wettbewerbsfähige Strompreise und deutlich verkürzte Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Zuvor hatte Digitalminister Karsten Wildberger im Reuters-Interview darauf verwiesen, dass ein KI-Boom einen Ausbau der Energieversorgung benötige. "Durch die zunehmende Digitalisierung sowie den verstärkten Einsatz von KI, Cloud-Diensten und datengetriebenen Geschäftsmodellen steigt der Bedarf an Rechenzentren weiter deutlich an", warnte nun Dehmel. "Wir gehen davon aus, dass der Stromverbrauch deutscher Rechenzentren bis 2030 auf etwa 30 bis 35 Terawattstunden pro Jahr ansteigen wird – gegenüber derzeit rund 20 Terawattstunden." Schon heute entfielen rund 15 Prozent des Stromverbrauchs in deutschen Rechenzentren auf KI-Anwendungen, dieser Anteil dürfte bis 2030 auf etwa 40 Prozent steigen.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Andreas Jung, gab sich dagegen gelassen. "Auch das Energiewende-Monitoring geht davon aus, dass der Strombedarf in Zukunft steigt - nur eben nicht in der noch von der Ampel prognostizierten Höhe", sagte er zu dem Bericht von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU). Auch das Monitoring nenne Rechenzentren als einen Treiber für höhere Strombedarfe. "Ihr notwendiger Strombedarf wurde explizit berücksichtigt", betonte Jung. Gleichzeitig sei eine Vorhersage künftiger Stromnachfrage durch Rechenzentren aber schwierig: Das liege an technologischen Entwicklungen wie der KI, regulatorischen Hürden sowie hohen Investitions- und Betriebskosten im internationalen Vergleich.