
Gaza/Tel Aviv, 11. Okt (Reuters) - Nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas befinden sich Tausende Palästinenser auf dem Weg zurück in ihre Wohngebiete im Gazastreifen. Zu Fuß, mit Autos und Karren zogen sie am Samstag vor allem in den Norden des zu großen Teilen zerstörten Küstengebiets. Zuvor hatten sich israelische Truppen im Rahmen der ersten Phase eines von den USA vermittelten Abkommens hinter vereinbarte Linien zurückgezogen. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Gott sei Dank", sagte Nabila Basal, die mit ihrer Tochter unterwegs war. "Wir sind sehr, sehr glücklich, dass der Krieg aufgehört hat und das Leid beendet ist."
Mit dem Rückzug der israelischen Truppen aus den größeren städtischen Gebieten hat für die Hamas eine Frist von 72 Stunden zur Freilassung ihrer Geiseln begonnen. "Wir sind sehr aufgeregt und warten auf unseren Sohn und auf alle 48 Geiseln", sagte Hagai Angrest, dessen Sohn zu den 20 israelischen Geiseln gehört, die noch am Leben sein sollen. "Wir warten auf den Anruf." Im Gegenzug soll Israel nach der Übergabe der Geiseln 250 Palästinenser mit langen Haftstrafen freilassen sowie 1700 Insassen, die während des Krieges gefangengenommen wurden. Zudem sollen dem Abkommen zufolge Hunderte Lastwagen mit Hilfsgütern pro Tag in den Gazastreifen fahren.
Es bleiben jedoch Fragen offen, ob die Waffenruhe und der Austausch zu einem dauerhaften Frieden führen werden. Grundlage ist ein 20-Punkte-Plan von US-Präsident Donald Trump, der allerdings noch nicht vollständig ausverhandelt ist. Das betrifft etwa die künftige Verwaltung des Gazastreifens und das Schicksal der Hamas, die die israelische Forderung nach Entwaffnung ablehnt. Trump wird demnächst in der Region erwartet. Unter anderem soll er als erster US-Präsident seit George W. Bush im Jahr 2008 eine Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, halten. Trump kündigte zudem an, nach Ägypten zu reisen.