
01. Okt (Reuters) - Die internationale Hilfsflotte auf dem Weg in den Gazastreifen hat Israel vorgeworfen, ihre Schiffe am Mittwoch mit bedrohlichen Manövern bedrängt zu haben. Zwei israelische "Kriegsschiffe" hätten sich zwei Booten der Flotte genähert und sie umzingelt, teilten die Organisatoren der Mission mit. Dabei seien alle Navigations- und Kommunikationsgeräte ausgefallen, was ein Organisator an Bord als "Cyberangriff" bezeichnete. Die Flotte, die sich innerhalb von 120 Seemeilen vor der Küste Gazas befindet, kündigte an, ihren Kurs fortzusetzen. Eine israelische Stellungnahme lag zunächst nicht vor.
Die "Global Sumud Flotilla" besteht aus mehr als 40 zivilen Booten mit insgesamt rund 500 Menschen an Bord, darunter Parlamentarier, Anwälte und die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Die Mission ist der jüngste Versuch auf dem Seeweg, die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen und Lebensmittel und Medikamente zu liefern. Die Organisatoren erwarten eine Ankunft am Donnerstagmorgen, falls sie vorher von der israelischen Marine nicht abgefangen werden. In den vergangenen Tagen war die Flotte bereits von Drohnen angegriffen worden, die Blendgranaten und Juckpulver abwarfen.
Israel hat die Seeblockade des Gazastreifens seit der Machtübernahme der radikal-islamischen Hamas im Jahr 2007 verhängt und erklärt, es werde Boote mit allen Mitteln am Erreichen des Küstenstreifens hindern. Die Blockade sei im Kampf gegen die Hamas legal. Italien und Spanien haben Marineschiffe zur humanitären Unterstützung der Flotte entsandt, wollen jedoch nicht militärisch eingreifen. Die UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten Gebiete Palästinas, Francesca Albanese, erklärte, ein Abfangen der Flotte wäre eine weitere Verletzung des Völkerrechts.
Frühere Versuche, Hilfe auf dem Seeweg nach Gaza zu bringen, waren gescheitert. Im Jahr 2010 wurden neun Aktivisten getötet, als israelische Soldaten eine Flotte enterten. Im Juni dieses Jahres hatten israelische Marinekräfte Thunberg und elf weitere Besatzungsmitglieder eines kleinen Schiffes festgenommen. Italien und Griechenland forderten Israel am Mittwoch auf, die Aktivisten nicht zu verletzen. An die Organisatoren der Flotte appellierten sie, die Hilfsgüter der katholischen Kirche zur indirekten Lieferung zu übergeben – ein Vorschlag, den die Organisatoren bereits abgelehnt hatten.