
Kairo/Jerusalem, 29. Sep (Reuters) - Kurz vor einem Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Weißen Haus gehen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. Israelische Panzer rückten am Montag tiefer in das Zentrum von Gaza-Stadt vor, bis auf wenige hundert Meter an das Al-Schifa-Krankenhaus heran. In der Klinik werden nach Angaben von Ärzten trotz israelischer Evakuierungsanordnungen noch Hunderte Patienten behandelt. Panzer hätten zudem das Gebiet um das nahe gelegene Al-Helo-Krankenhaus umstellt, teilten Vertreter der von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden mit.
Trump hatte für das Treffen mit Netanjahu "etwas Besonderes" bei seinen Bemühungen um ein Ende des Gaza-Krieges in Aussicht gestellt. Vergangene Woche legte die US-Regierung arabischen und muslimischen Staaten einen 21-Punkte-Plan vor. Dieser sieht einen dauerhaften Waffenstillstand und die Freilassung der verbliebenen Geiseln vor. Trump schrieb am Sonntag in sozialen Medien, es gebe eine "echte Chance für GRÖSSE IM NAHEN OSTEN". Er sei zuversichtlich, eine Einigung zu erzielen. "ALLE SIND FÜR ETWAS BESONDERES AN BORD, ZUM ALLERERSTEN MAL. WIR WERDEN ES SCHAFFEN!!!"
Obwohl Netanjahu Trump als engsten Verbündeten Israels bezeichnet, gibt es Anzeichen für Skepsis auf israelischer Seite sowie Vorbehalte bei arabischen Staaten. Eine mit den Gesprächen vertraute Person sagte, israelische Vertreter hätten in Washington Bedenken geäußert. Dabei sei es unter anderem um die geplante Beteiligung palästinensischer Sicherheitskräfte in Gaza nach dem Krieg und die Zuweisung der allgemeinen Sicherheitsverantwortung gegangen.
Aus Ägypten, das in den Gesprächen vermittelt, verlautete aus informierten Kreisen, Kairo sei besorgt, dass die international anerkannte Palästinensische Autonomiebehörde bei der Verwaltung von Gaza nicht ins Abseits gedrängt werde. Zudem gehe es um Garantien, dass Israel sich nach einer Geiselfreilassung an die Bedingungen eines Abkommens halten werde.
Bundesaußenminister Johann Wadephul hält ein baldiges Abkommen für möglich. "Wir wissen, dass auch dank des Einsatzes der US-Regierung eine Lösung zum Greifen nah ist", sagte Wadephul bei einem Treffen mehrerer europäischer Außenminister in Warschau. "Wir fordern alle Beteiligten auf, nun auch den Mut zum letzten entscheidenden Schritt zu haben." Es sei nun der Zeitpunkt, die Tür zu einem langfristigen Frieden aufzustoßen. Dazu zählten eine Zwei-Staaten-Lösung und dass die Hamas keinerlei Rolle mehr spielen dürfe.