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WDHLG-ANALYSE-Trumps 100.000-Dollar-Visa-Gebühr trifft Indien hart - Aber auch Apple & Co

ReutersSep 22, 2025 4:25 AM
  • H-1B-Visa-Gebühr steigt von wenigen tausend auf 100.000 Dollar
  • Mehr als zwei Drittel der bisherigen H-1B-Visa gingen an Indien
  • Experten erwarten Verlagerung von Projekten von USA nach Kanada
  • Ökonomin: Dienstleistungen werden in Handelskrieg hineingezogen

- von Haripriya Suresh und Sai Ishwarbharath B

- Die am Freitagabend von US-Präsident Donald Trump überraschend verkündete drastische Verteuerung bestimmter Arbeitsvisa wird Analysten zufolge vor allem Indiens IT-Wirtschaft hart treffen. Der indische Sektor werde seine jahrzehntelange Strategie überarbeiten müssen, qualifizierte Talente für Projekte in die USA zu entsenden, lautete das Urteil vieler Tech-Veteranen und Analysten am Wochenende. Zudem werde die Neuerung zu weniger Outsourcing, weniger H-1B-Visa und weniger Arbeitsplatzmobilität führen, sagte Ray Wang, Chef von Constellation Research im Silicon Valley: "Wir erleben eine neue Weltordnung in der Dienstleistungswirtschaft."

Die US-Regierung hatte am Freitag erklärt, dass bereits ab diesem Sonntag für die populären Arbeitsvisa vom Typ H-1B eine Gebühr von 100.000 Dollar erhoben wird. Der Vorstoß hatte bei vielen Menschen am Wochenende teils zu Panik geführt, weil es zunächst so aussah, als ob das auch für schon bestehende Visa gilt. Große Tech-Firmen wiesen deshalb umgehend Mitarbeiter an, sofort in die USA zurückzukehren oder diese nicht zu verlassen,

Aus Angst, nicht zurückkehren zu dürfen, hatten etwa mehrere indische Staatsangehörige am Flughafen von San Francisco ihre Reise abgebrochen. Teilweise hatten sie nach eigenen Angaben bereits im Flugzeug sitzend gefordert, wieder aussteigen zu dürfen, was einigen auch gewährt worden sei. Später am Samstag widersprach dann eine Sprecherin des Weißen Hauses vorherigen Äußerungen von Handelsminister Howard Lutnick. Dieser hatte gesagt, die 100.000 Dollar sollten für jedes Jahr der Visumsdauer anfallen. Die Sprecherin erklärte, die Gebühr sei nur einmalig fällig und gelte nur für neue Visa. Am Sonntag hatte sich die Unruhe unter den Visa-Inhabern weitgehend gelegt.

Letztlich wird Trumps Vorstoß IT-Firmen mit Kunden wie Apple, Meta, JPMorgan, Walmart, Microsoft und Alphabet aber zwingen, die Rotation von H-1B-Inhabern abzuschwächen und Auslagerungen ins Ausland zu beschleunigen, so Experten. Zudem müssten sie mehr US-Bürger und Green-Card-Inhaber einstellen. Ganesh Natarajan, Ex-Chef von der IT-Firma Zensar Technologies, sagte, er erwarte, dass die Firmen mehr Arbeit etwa in Ländern wie Indien, Mexiko und den Philippinen erledigen lassen werden.

Für Indien war die bisherige Visa-Regelung wichtig. Nach Angaben der US-Regierung gingen 2024 rund 71 Prozent der genehmigten H-1B-Visa an Inder. Die Branche dort profitiert seit langem von US-Arbeitsvisaprogrammen und auch der Auslagerung von Software und Unternehmensdienstleistungen. Viele Amerikaner haben deshalb ihre Jobs an billigere Arbeitskräfte in Indien verloren. Aktuell hat der indische IT-Sektor aber Probleme. Die Geschäfte auf dem US-Markt schwächeln, da Kunden angesichts des Inflationsdrucks und der Unsicherheit über die von Trump ausgerufenen Zölle nicht unbedingt notwendige Ausgaben für Technologie zurückstellen.

Der Branchenverband Nasscom erklärte, Trumps Schritt werde "potenziell Auswirkungen auf das Innovationsökosystem der USA" haben und die Kontinuität für Projekte in den USA stören. Madhavi Arora, Chefvolkswirtin von Emkay Global, sagte, Dienstleistungen würden in den laufenden globalen Handels- und Technologiekrieg hineingezogen. Das bisherige so genannte Onsite-Offshore-Modell des IT-Sektors werde gestört und Gewinnspannen sowie Lieferketten könnten unter Druck geraten. Im ersten Halbjahr 2025 etwa wurden Amazon und seiner Cloud-Computing-Sparte AWS mehr als 12.000 H-1B-Visa genehmigt. Hätte jedes davon 100.000 Dollar gekostet, wären dafür allein in den sechs Monaten 1,2 Milliarden Dollar angefallen.

Beobachter erwarten, dass Trumps Schritt die Umsetzung von IT-Geschäften beeinträchtigen und die Zeit bis zur Umsetzung von Projekten verlängern wird. "Die Kunden werden Preisanpassungen verlangen oder den Beginn von Projekten verschieben, bis Klarheit über die rechtlichen Herausforderungen besteht", sagte Phil Fersht, Chef von HFS Research. "Einige Projekte werden neu geplant werden, um den Personalbestand vor Ort zu reduzieren." Andere würden gleich ins Ausland verlagert werden.

Vic Goel, Partner der US-Kanzlei Goel & Anderson, die auf Arbeitsvisa spezialisiert ist, sagte, er gehe davon aus, dass die Firmen bei der Entscheidung, welche Kandidaten sie haben wollten, sehr viel selektiver vorgehen würden als bislang und H-1B-Anträge nur noch für die wichtigsten Positionen stellen. Dies werde den Zugang zum H-1B-Programm für viele qualifizierte Menschen erheblich einschränken. Trumps Schritt dürfte aber auch vor Gericht landen. "Wir gehen davon aus, dass noch in dieser Woche mehrere Klagen eingereicht werden", sagte Sophie Alcorn, Chefin von Alcorn Immigration Law.

Von den neuen Gebühr profitieren dürften indes so genannte Global Capability Centres (GCC), in denen multinationale Unternehmen strategische Einheiten bündeln. Diese haben sich oft bereits von kostengünstigen Ablegern außerhalb der USA zu hochwertigen Innovationszentren entwickelt, die etwa den Betrieb oder Forschung und Entwicklung unterstützen. "Die Nähe zu den Zeitzonen wird GCCs und die Beschaffung in Kanada, Mexiko und Lateinamerika beschleunigen", sagte Steven Hall, Präsident von ISG. "Dort gibt es dauerhaft Talente und die Kostenvorteile bleiben bestehen bleiben."

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