Moskau, 30. Jul (Reuters) - Nach dem schweren Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka haben mehr als drei Meter hohe Tsunami-Wellen in der Nähe der Stadt Sewero-Kurilsk Russlands Pazifikküste erreicht. Die stärkste Welle sei sogar fünf Meter hoch gewesen, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Mittwoch unter Berufung auf Rettungsdienste. "Das heutige Erdbeben war schwer und das stärkste seit Jahrzehnten", sagte der Gouverneur von Kamtschatka, Wladimir Solodow, in einem Video auf der Messaging-App Telegram. Russische Wissenschaftler erklärten, es sei das stärkste Beben in der Region seit 1952. Das Beben vor Kamtschatka im Osten Russlands hatte eine Stärke von 8,8. Der US-Erdbebenwarte USGS zufolge ereignete es sich in einer geringen Tiefe von 19,3 Kilometern, das Epizentrum liege 119 Kilometer ost-südöstlich von Petropawlowsk-Kamtschatski, einer Stadt mit 165.000 Einwohnern.
Nach ersten russischen Angaben wurden Gebäude beschädigt und mehrere Menschen verletzt. Für Japan, die zu den USA gehörende Insel Hawaii, die Westküste der USA und weitere Staaten in der Pazifikregion wurden Tsunami-Warnungen herausgegeben.
Auf Hawaii erklärte Gouverneur Josh Green, bislang seien keine folgenschweren Tsunami-Wellen aufgetreten. Es gebe keine Pläne, vorsorglich den Strom abzuschalten. Allerdings seien alle Flüge von und nach Maui gestrichen worden. Flughäfen seien bislang aber noch nicht von Wellen betroffen, sagte Green. Auch alle Handelshäfen auf Hawaii wurden geschlossen.
In Küstenstädten entlang der japanischen Pazifikküste ertönte Tsunami-Alarm, und für Zehntausende Menschen wurden Evakuierungsanordnungen erteilt. Arbeiter evakuierten das havarierte Atomkraftwerk Fukushima, teilte der Betreiber Tepco mit. Dort war es 2011 nach einem verheerenden Tsunami infolge eines Erdbebens der Stärke 9,0 zu einer Kernschmelze im AKW und einer radioaktiven Katastrophe gekommen.