Frankfurt, 24. Jul (Reuters) - Die sprunghafte Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump teilt die internationalen Unternehmen in Gewinner und Verlierer. Auf der einen Seite stehen etwa Technologiekonzerne, Pharmaunternehmen oder Banken. Ihre Dienstleistungen und Produkte sind von den steigenden US-Zöllen bisher nicht direkt betroffen. Im Handelsgeschäft profitieren Banken sogar von den Turbulenzen an den Finanzmärkten, die durch das Hin und Her in der US-Zollpolitik ausgelöst werden. Industrieunternehmen, etwa aus der Automobil- oder der Stahl-Industrie, und andere Produzenten bekommen dagegen die Folgen der verhängten, teilweise mehrfach veränderten oder ausgesetzten US-Zölle voll zu spüren. Das sorgt für ein bisher gemischtes Bild der aktuellen Bilanzsaison.
Zu den Lichtblicken zählen die Zahlen der Google-Mutter AlphabetGOOGL.O, des südkoreanischen Chip-Herstellers SK Hynix000660.KS oder des indischen IT-Dienstleisters InfosysINFY.NS. Diese Technologiekonzerne übertrafen mit ihren Geschäftszahlen die Markterwartungen und stellten beschleunigtes Wachstum in Aussicht. Halbleiter sind bisher von den US-Zöllen ausgenommen. Gleiches gilt für Arzneimittel. Der Schweizer Pharmakonzern RocheROG.S überraschte ebenfalls positiv. Allerdings hängt die Möglichkeit, dass Trump Zölle auch auf Medikamente einführen könnte, wie ein Damokles-Schwert über der Pharmabranche. Roche-Chef Thomas Schinecker verwies auf enge Kontakte zur US-Regierung. "Wir hoffen, dass die US-Regierung angesichts all der Investitionen, die wir und andere Unternehmen tätigen, anerkennt, dass Firmen die in den USA benötigten Medikamente vor Ort produzieren", erläuterte er bei der Vorlage der Halbjahresbilanz.
Auf der Gewinnerseite standen auch die Banken. Die von der US-Politik ausgelösten Kursturbulenzen trieben die Umsätze ihrer jeweiligen Börsenhandelsabteilungen in die Höhe. Daher schnitten Institute wie die Deutsche BankDBKGn.DE oder die französische BNP ParibasBNPP.PA besser als erwartet ab.
AUTOBAUER UNTER DRUCK - DIPLOMATIE IM BLICK
Zu den Verlierern des aktuellen wirtschaftspolitischen Umfelds zählt die klassische Industrie, allen voran der Automobil- und der Stahlsektor. Die US-Zölle schmälerten den operativen Gewinn des südkoreanischen Fahrzeug-Herstellers Hyundai005380.KS in den vergangenen Monaten um umgerechnet gut 600 Millionen Dollar. Im laufenden Vierteljahr werde der Effekt noch größer ausfallen. US-Konkurrent General MotorsGM.N bezifferte die Belastungen mit 1,1 Milliarden Dollar. Dem Elektroauto-Pionier TeslaTSLA.O brockten die US-Zölle den größten Umsatzeinbruch seit mehr als einem Jahrzehnt ein. Firmenchef Elon Musk warnte daraufhin vor "einigen rauen Quartalen".
Der spanische Stahlkonzern AcerinoxACX.N rutschte im abgelaufenen Quartal überraschend in die roten Zahlen. Bernardo Velazquez warnte vor einem Preiskrieg. Wegen der US-Zölle auf Stahlimporte werde die Produktion asiatischer Anbieter voraussichtlich nach Europa umgeleitet. Steel DynamicsSTLD.O aus den USA begründete die enttäuschenden Geschäftszahlen mit einer zögerlichen Haltung der Kunden. Prinzipiell sei die Nachfrage aber gut. Bei einer Entspannung des Handelsstreits könne daher mit einem Nachhol-Effekt gerechnet werden.
Auch die US-Spielzeugfirmen leiden unter den Zöllen. Einem Branchenverband zufolge werden 80 Prozent der in den USA verkauften Spielwaren in China produziert. Unternehmen wie HasbroHAS.O oder der Barbie-Hersteller MattelMAT.O greifen neben Preiserhöhungen auch zu kreativen Maßnahmen und reduzieren in Spielzeugpackungen etwa die Zahl von Zubehörteilen oder liefern bei Elektronikgeräten keine Batterien mehr mit.
HOFFNUNGSTRÄGER POLITIK
Viele Firmenlenker blicken deshalb gebannt auf die Politik. Das Handelsabkommen zwischen den USA und Japan schürt Hoffnungen auf eine ähnliche Vereinbarung mit der Europäischen Union (EU). Die Gespräche zwischen den USA und Südkorea wurden am Donnerstag allerdings überraschend vertagt. Ein Scheitern würde die exportorientierte Wirtschaft des Landes hart treffen.
Auch Kanada und Brasilien bemühen sich weiter, die für den 1. August angedrohten US-Zölle abzuwenden. Kanadas Ministerpräsident Mark Carney betonte, er wolle bis zur letzten Minute verhandeln. Auf die Frage, ob eine Einigung bis zum Stichtag erzielt werden könne, antwortete er allerdings: "Wir werden sehen."