Berlin, 08. Jul (Reuters) - Die Aufsicht KEK sieht Risiken für die Medienvielfalt in Deutschland. Gefahren gebe es nicht mehr nur rund um das klassische lineare Fernsehen, sondern auch durch global handelnde digitale Plattformen, Suchmaschinen und Social-Media-Riesen, erklärte die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) am Dienstag. Die KEK könne hier "nicht die Augen vor der Medienwirklichkeit verschließen", sagte der KEK-Vorsitzende Georgios Gounalakis bei der Vorlage des achten Medienkonzentrationsberichts des Gremiums. "Das Internet ist inzwischen der wichtigste Zugang zu Nachrichten in Deutschland." Dies gelte vor allem für jüngere Menschen.
Von der sich verändernden Mediennutzung - etwa von klassischem Fernsehen zu Streamingdiensten - profitierten zunehmend Anbieter digitaler Plattformen und sogenannte Intermediäre. So hätten Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen mittlerweile hohen Einfluss auf die Meinungsbildung. Dies könne sich durch den zunehmenden Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) noch erheblich beschleunigen. "Die Folgen für die klassischen Medienhäuser und insbesondere den Journalismus könnten in naher Zukunft dramatisch sein", sagte der KEK-Chef und verwies auf den aktuellen KEK-Bericht mit dem Titel "Social Media, KI & Co – Neue Gefährdungslagen für die Meinungsvielfalt".
"GESELLSCHAFT ZERFÄLLT IN EINZELNE KOMMUNIKATIONSBLASEN"
Der Durchbruch von KI beim Produzieren und Verbreiten von Nachrichten berge drei Gefahren, die für die Demokratie zu einer Bedrohung werden könnten, heißt es im Bericht. "Das Vertrauen in Medien sinkt, die Gesellschaft zerfällt in einzelne Kommunikationsblasen, die Vielfalt gerät unter Druck."
Im Printbereich setze sich der Abwärtstrend bei Auflagen, Werbe- und Vertriebseinnahmen fort, sagte Gounalakis. "Bei Tageszeitungen führt der Kostendruck zu Zentralredaktionen, inhaltlichen Kooperationen und Redaktionsnetzwerken." Lineares Fernsehen und noch stärker gedruckte Tageszeitungen verlieren demnach immer mehr Nutzungszeit und Nutzer. Auf dem Hörfunkmarkt gebe es weiter nur eine geringe Dynamik.
Die KEK äußerte sich derweil nicht zu laufenden Verfahren - etwa der geplanten Übernahme des Bezahlsenders Sky Deutschland durch RTLAUDK.LURRTL.DE. Auch die Vorgänge bei ProSiebenSat.1PSMGn.DE wollte Gounalakis nicht kommentieren. Dort buhlen die beiden Großaktionäre MFEMFEB.MI aus Italien und PPFPPFGP.UL aus Tschechien mit Aktien-Kaufangeboten für Aktionäre um die Macht beim bayerischen TV-Konzern.