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HINTERGRUND-Kritik an neuem US-Impfgremium - Experten warnen vor Regelbruch

ReutersJun 25, 2025 2:08 PM

- Das neu zusammengesetzte Impfstoffgremium von US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. steht bereits vor seiner ersten Sitzung am Mittwoch in der Kritik. Mitglieder, Berater und ehemalige Regierungsmitarbeiter werfen dem Gremium vor, bewährte wissenschaftliche Abläufe und Standards zu missachten. Kennedy, der sich in der Vergangenheit wiederholt impfkritisch äußerte, hatte Anfang Juni alle 17 Mitglieder des Beratergremiums der US-Gesundheitsbehörde CDC entlassen und durch acht eigene Kandidaten ersetzt. Mindestens zwei CDC-Mitarbeiter sind daraufhin gegangen.

Das Impfstoffgremium ACIP (Advisory Committee for Immunization Practices) berät die CDC bei Impfempfehlungen. Es prüft, wie und bei wem zugelassene Impfstoffe eingesetzt werden sollen, und stimmt in öffentlichen Sitzungen darüber ab. Die Empfehlungen beeinflussen etwa, welche Impfstoffe von Krankenversicherungen übernommen oder kostenlos über das staatliche Kinderimpfprogramm angeboten werden. Die Mitglieder werden vom Gesundheitsminister ernannt. Bisher galt ein aufwendiges Prüfverfahren als Standard, um Interessenkonflikte zu vermeiden.

Üblicherweise erfordern Impfstoff-Beratungssitzungen monatelange Vorbereitungen. Arbeitsgruppen aus CDC-Fachleuten und externen Experten analysieren Daten, bereiten Empfehlungen vor, und Tagesordnungen werden frühzeitig veröffentlicht, um öffentliche Stellungnahmen zu ermöglichen. Im aktuellen Fall wurde die finale Tagesordnung am Dienstag – einen Tag vor der Sitzung – auf der CDC-Website geändert. Auch die Zuständigkeit für eine neue Empfehlung zur Grippeimpfung wurde kurzfristig neu vergeben. Vorbereitende Arbeitsgruppensitzungen für COVID- und Influenza-Themen fielen aus, weil noch keine neuen ACIP-Mitglieder benannt worden waren. Laut Tagesordnung soll nun ein neues Mitglied des Gremiums selbst Daten präsentieren – anstelle der sonst üblichen Zusammenfassung durch CDC-Experten.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums wies die Kritik zurück. Die Zusammensetzung und Planung der Sitzung seien transparent und regelkonform erfolgt.

IMPFKRITIKER ÜBERNEHMEN ZENTRALE ROLLEN

Für zusätzliche Irritation sorgt, dass Lyn Redwood – ehemalige Leiterin der impfkritischen Organisation Children's Health Defense, die von Kennedy selbst gegründet wurde – in der Sitzung über Grippeimpfstoffe mit dem quecksilberhaltigen Konservierungsmittel Thiomersal sprechen wird. Doch laut US-Arzneimittelbehörde FDA wird Thiomersal, das wegen möglicher Gesundheitsrisiken in Verruf geriet, in den USA kaum noch verwendet.

"Das normale Verfahren sieht vor, dass Materialien und Fragen, die dem gesamten Ausschuss vorgelegt werden, durch die Arbeitsgruppen, also die Unterausschüsse, gehen", sagte William Schaffner, Experte für Infektionskrankheiten und Impfstoffe am Vanderbilt University Medical Center, der in der Grippe-Arbeitsgruppe mitarbeitet. "Ich kann Ihnen sagen, dass die Grippeimpfstoff-Arbeitsgruppe Thiomersal nicht diskutiert hat."

Redwood fordert in ihrer Präsentation, deren Folien am Dienstag veröffentlicht wurden, ausschließlich thiomersalfreie Grippeimpfstoffe für Schwangere, Säuglinge und Kinder zu empfehlen. Sie bezeichnet Thiomersal darin als "bekanntes Neurotoxin". Ein von CDC-Mitarbeitern erstelltes Briefing-Papier stellt dem entgegen: In der Grippesaison 2024/25 seien rund 96 Prozent der verabreichten Impfstoffe thiomersalfrei gewesen. Zudem gebe es laut wissenschaftlichen Studien keinen Zusammenhang zwischen Thiomersal und neurologischen Entwicklungsstörungen wie Autismus. Redwood war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Dass Redwood mit ihrer impfkritischen Vergangenheit den Hauptvortrag über Thiomersal halte, sei "unerhört", sagte die Impfrechtsexpertin Dorit Reiss von der UC Law San Francisco. Auch die geplante Präsentation des neuen Gremienmitglieds Martin Kulldorff zu Kombinationsimpfstoffen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken stößt auf Unverständnis: "Ich habe noch nie erlebt, dass ein amtierendes Mitglied des ACIP im offiziellen Programm eine Präsentation mit einer Zusammenfassung der Daten gehalten hat", sagte die ehemalige CDC-Expertin Fiona Havers, die am 16. Juni aus Protest gegen die Veränderungen zurücktrat. Kulldorff hatte sich öffentlich gegen Corona-Lockdowns gestellt und als Gutachter gegen den HPV-Impfstoff Gardasil des US-Pharmariesen MerckMRK.N ausgesagt. Die prominente Rolle von Redwood und Kulldorff lasse befürchten, dass die üblichen Prozesse des ACIP gezielt aushebelt würden.

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