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INSIGHT-Krieg erhöht Zeitdruck bei Nachfolge-Suche für Irans Führer Chamenei

ReutersJun 25, 2025 6:25 AM

- von Parisa Hafezi

- Schon länger sucht ein dreiköpfiges Komitee aus hochrangigen Geistlichen einen Nachfolger für den iranischen Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei. Der 86-Jährige hatte diese Männer vor zwei Jahren persönlich für diese Mission ausgewählt. Wegen der Angriffe von Israel und den USA auf den Iran hat das Gremium seine Planungen nun beschleunigt, wie fünf mit den Überlegungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur sagten. Vor allem die Drohung Israels, Chamenei zu töten und einen Regimewechsel anzustoßen, habe den Druck erhöht. Falls das religiöse Oberhaupt in dem Krieg tatsächlich ums Leben kommen sollte, wolle die iranische Führung umgehend einen Nachfolger präsentieren, um Stabilität und Kontinuität zu signalisieren, berichteten die Insider, die anonym bleiben wollten. Chamenei werde regelmäßig über die Gespräche informiert.

Der Religionsführer lebt derzeit mit seiner Familie an einem geheimen Ort und wird von der iranischen Revolutionsgarde bewacht. "Wir wissen genau, wo sich der sogenannte Oberste Führer versteckt. Er ist ein leichtes Ziel", hatte US-Präsident Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social geschrieben.

ZWEI BEKANNTE NAMEN

Bei den Beratungen des dreiköpfigen Komitees haben sich den Insidern zufolge zwei Favoriten herauskristallisiert: Chameneis 56-jähriger Sohn Modschtaba und der 53-jährige Hassan Chomeini, der Enkel des Gründers der Islamischen Revolution, Ajatollah Ruhollah Chomeini.

Modschtaba Chamenei gilt als Hardliner, der die Politik seines Vaters fortsetzen würde. Er ist ein Geistlicher mittleren Ranges, der Theologie im religiösen Zentrum Ghom unterrichtet. Er hat nie ein offizielles Regierungsamt bekleidet. Trotzdem hat Modschtaba laut Beobachtern im Iran erheblichen Einfluss, weil er zum Beispiel den Zugang zu seinem Vater regelt. Das US-Finanzministerium verhängte 2019 Sanktionen gegen ihn und erklärte, dieser vertrete seinen Vater "in offizieller Funktion, obwohl er nie in ein Regierungsamt gewählt oder ernannt wurde."

Hassan Chomeini hingegen steht der reformwilligen Fraktion nahe, die eine Lockerung sozialer und politischer Beschränkungen befürwortet. Er wird den Insidern zufolge erst seit kurzem als ernsthafter Kandidat in Betracht gezogen. Inmitten des Konflikts mit Israel und den USA könnte Chomeini international und auch im Inland eine versöhnlichere Alternative sein. Trotz seiner reformorientierten Haltung genießt er aufgrund seiner Abstammung Respekt bei hochrangigen Geistlichen und den Revolutionsgarden.

Im vergangenen Jahr hatte Chomeini vor einer wachsenden Unzufriedenheit in der iranischen Bevölkerung aufgrund von Armut und Entbehrung gewarnt. Am Samstag meldete er sich erneut zu Wort: "Ich bekunde noch einmal demütig, dass dieser kleine und unbedeutende Diener des iranischen Volkes bereitsteht, stolz an jeder Front präsent zu sein, die Sie für notwendig erachten", erklärte er in einer öffentlichen Botschaft der Unterstützung an den Religionsführer – nur Stunden bevor die USA iranische Atomanlagen bombardierten.

Das Büro von Chamenei und der Expertenrat standen für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.

TODESFÄLLE ERSCHWEREN SUCHE

Die Rolle des Religionsführers wurde im Iran nach der Revolution 1979 geschaffen und in der Verfassung verankert. Sie gibt einem hochrangigen Geistlichen die Autorität über den gewählten Präsidenten und das Parlament. Gleichzeitig ist er Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Offiziell wird der Führer vom Expertenrat ernannt, einem Gremium aus 88 hochrangigen Geistlichen, die durch eine nationale Wahl bestimmt werden. Um für den Expertenrat zu kandidieren, braucht man die Zustimmung des Religionsführers und des Wächterrats, einem Gremium, das mit zwölf ultrakonservativen Mitgliedern besetzt ist.

Bei der Suche nach Chameneis Nachfolger sei noch nichts entschieden, betonen die Insider. Die Kandidaten könnten sich ändern und der Religionsführer habe das letzte Wort. Chamenei selbst hat öffentlich keine Präferenz für seinen Nachfolger geäußert. Er habe wiederholt die Idee abgelehnt, dass sein Sohn die Nachfolge antrete, sagten die Personen, mit denen Reuters sprach. Er sei besorgt, der Iran könnte zu einer Art Erbfolge zurückkehren, wie sie mit dem Sturz des Schahs 1979 endete.

Erschwert wird die Nachfolgeplanung durch den Verlust mehrerer potenzieller Kandidaten in den letzten Jahren. So starb der frühere Präsident Haschemi Rafsandschani 2017, der ehemalige Justizchef Mahmud Haschemi Schahrudi 2018. Präsident Ebrahim Raisi kam 2024 bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. Andere, zum Beispiel Ajatollah Alireza Arafi, ein Mitglied des Expertenrats, zählten zwar noch zum Kandidatenkreis, lägen aber hinter den beiden Hauptanwärtern, sagen die Insider.

LANGSAMER ÜBERGANG

Bei der Suche nach einem neuen Oberhaupt müssen die Geistlichen abwägen: Sollen sie auf Kontinuität oder auf einen moderateren Kurs setzen? Ein Insider, der Chameneis Büro nahesteht, betonte, dass der neue Führer den revolutionären Grundsätzen Chomeinis treu sein müsse. Gleichzeitig überlege die Führung, welcher Kandidat ein gemäßigteres Gesicht zeigen könnte, um ausländische Angriffe und interne Aufstände zu beschwichtigen. "Ob die Islamische Republik überlebt oder nicht, sie wird eine ganz andere sein, weil sich der Kontext, in dem sie existiert hat, grundlegend geändert hat", fasst der in London lebende iranische Politik-Analyst Hossein Rassam zusammen. "Das Regime muss sich für jemanden entscheiden, der einen langsamen Übergang erleichtert."

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