Washington, 21. Jun (Reuters) - US-Präsident Donald Trump hat erneut den Notenbankchef Jerome Powell kritisiert und sich zweideutig über dessen möglichen Rauswurf geäußert. "Vielleicht, nur vielleicht, werde ich meine Meinung über seine Entlassung ändern müssen? Aber egal, seine Amtszeit endet in Kürze", schrieb Trump am Freitagabend in einem längeren Beitrag auf einer Internet-Plattform, in dem er die Entscheidung der Notenbank erneut kritisierte, die Zinsen nicht zu senken. Er wisse nicht, warum der Vorstand der Notenbank Powell nicht überstimme, so Trump. Er verstehe allerdings "sehr gut, dass meine heftige Kritik an ihm es ihm erschwert, das zu tun, was er tun sollte, nämlich die Zinsen zu senken". Anfang Mai hatte Trump erklärt, er werde Powell, dessen Amtszeit noch bis Mai 2026 läuft, nicht vorzeitig ablösen.
Die unabhängige US-Notenbank hatte den Leitzins zuletzt am Mittwoch in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, wo er schon seit Dezember liegt. Trump fordert seit langem kräftige Senkungen. Dann könnte sich der amerikanische Staat wesentlich günstiger verschulden. Am Donnerstag hatte Trump behauptet, Powell koste die USA "Hunderte von Milliarden Dollar". Er forderte, die Zinsen sollten 2,5 Prozentpunkte niedriger liegen.
Trump hat Powell in den vergangenen Monaten auch wiederholt scharf, persönlich und unsachlich angegriffen - so wie es der US-Präsident früher bereits mit anderen Personen getan hat. Am Mittwoch nannte Trump Powell eine "dumme Person", im April nannte er ihn "Mister Zu Spät" und einen "großen Verlierer". Im August 2024 hatte Trump - damals noch Präsidentschaftskandidat - die Einbeziehung von US-Präsidenten in Entscheidungen der US-Notenbank gefordert: "Ich denke, der Präsident sollte zumindest ein Mitspracherecht haben", hatte Trump gesagt. Experten gehen davon aus, dass es zu Unsicherheit und Verwerfungen an den Finanzmärkten kommen könnte, wenn geldpolitische Entscheidungen sprunghaft und politisch motiviert getroffen werden würden.
Powell selbst hat die Kritik immer wieder an sich abtropfen lassen. Am vergangenen Mittwoch bekräftigte er nach dem Zinsbeschluss, dass die Währungshüter geldpolitisch nur auf ihr Mandat fokussiert seien - und zwar stabile Preise zu sichern und Vollbeschäftigung zu fördern.