Frankfurt, 17. Jun (Reuters) - Während ein ausufernder Massentourismus - kurz "Overtourism" genannt - für Proteste in mehreren Städten Südeuropas sorgt, wirkt er einer Umfrage zufolge nicht abschreckend auf die Mehrheit der Reisenden in Deutschland. Ein Viertel der befragten Reiseberater beobachtete einen starken Einfluss auf die Wahl des Reiseziels, wie die Reisebüro-Allianz Quality Travel Alliance (QTA) am Dienstag mitteilte. Eine Mehrheit von 60 Prozent der mehr als teilnehmenden 240 Reisebüroprofis konnten nur geringe Auswirkungen ausmachen. Gar keinen erkennbaren Einfluss sahen 15 Prozent der Befragten.
Am Sonntag protestierten in Touristen-Hochburgen Spaniens, Italiens und Portugals wie Barcelona, Venedig oder Lissabon Einheimische gegen die Folgen des großen Besucheransturms. Sie machen den Massentourismus für Wohnraummangel, stark gestiegene Mieten und Lebenshaltungskosten oder Verkehrschaos verantwortlich. Pauschalreiseveranstalter und die Vermittlungsplattform AirbnbABNB.O machen sich gegenseitig für stark steigende Touristenzahlen verantwortlich.
Wie die QTA-Umfrage ergab, berichteten nur acht Prozent der Reisevermittelnden, dass Kunden aufgrund von Overtourism Destinationen bewusst mieden. QTA-Sprecher Thomas Bösl erklärte, die Reisebranche und die Politik müssten ohne Schuldzuweisungen tragfähige Lösungen erarbeiten. Besucherströme könnten durch zeitlich gestaffelte Tickets und digitale Reservierungssysteme in Spitzenzeiten entzerrt werden. Die Politik müsse sich darum kümmern, Wohnraum für die lokale Bevölkerung zu sichern.