Berlin, 11. Jun (Reuters) - Deutsche Firmen wünschen sich einer Umfrage zufolge aus Sicherheitsgründen die Möglichkeit, künftig deutsche oder europäische Clouds zu verwenden - die allerdings genauso leistungsfähig wie die von US-Anbietern sein sollen. Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten "Cloud Report 2025" des Digitalverbands Bitkom hervorgeht, halten 78 Prozent der Befragten Deutschland für zu abhängig von US-Cloud-Anbietern. Für die Umfrage wurde die Meinung von 604 Unternehmen mit je mehr als 20 Beschäftigten in Deutschland eingeholt.
Demnach wünschen sich 82 Prozent der Befragten die Nutzung großer Cloud-Anbieter zur Datenspeicherung, sogenannte Hyperscaler, die aus Deutschland oder Europa kommen. Wegen der politischen Veränderungen unter US-Präsident Donald Trump sagt jedes zweite Unternehmen, das bereits Cloud-Computing benutzt, dass es die eigene Cloud-Strategie überdenken wolle. Nur noch sechs Prozent geben an, einen US-Anbieter bevorzugen zu wollen.
Dennoch beherrschen US-Anbieter wie GoogleGOOGL.O, MicrosoftMSFT.O und Amazon AMZN.O den milliardenschweren Markt auch in Europa und investieren hohe Summen in den Ausbau der für das Cloud-Geschäft nötigen Datenbanken - auch im Zusammenhang mit der verstärkten Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Sie zwingen zudem immer mehr Kunden, ihnen zu folgen. So geben 60 Prozent der Unternehmen in der Bitkom-Umfrage an, sie müssten Cloud-Dienste nutzen, weil die benötigte Software nur noch Cloud-basiert angeboten wird. Deshalb will die Hälfte der befragten Firmen in diesem Jahr mehr Geld in diesem Bereich investieren als im vergangenen.
"Die Cloud ist für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst mit Blick auf die Digitalisierung auch der Firmen. "Deutschland muss sich aus einseitigen Abhängigkeiten lösen." Es gebe in Deutschland Anbieter, die weltweit konkurrenzfähige Angebote aufbauen könnten, betonte er. Er sieht auch die Politik gefordert. Allerdings gibt die große Mehrzahl der Firmen in der Umfrage an, dass sie auf Alternativen zu US-Dienstleistern nur umschwenken würden, wenn diese genauso leistungsfähig wären wie die Angebote der US-Firmen. Auch höhere Kosten lehnen die meisten ab.