Berlin, 11. Jun (Reuters) - Kurz vor dem G7-Gipfel in Kanada hat die Nichtregierungsorganisation Oxfam die größten westlichen Industriestaaten aufgefordert, die Entwicklungshilfe nicht weiter zu kürzen. "Die G7-Länder werden ihre Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit bis 2026 um voraussichtlich 28 Prozent gegenüber 2024 reduzieren", teilte Oxfam am Mittwoch mit. Das wäre die größte Kürzung seit Gründung der Staatengruppe im Jahr 1975, heißt es in einer Oxfam-Analyse anlässlich des G7-Gipfels im kanadischen Kananaskis. Die Bundesregierung solle in den laufenden Haushaltsverhandlungen deshalb keine weiteren Kürzungen beschließen, sondern lieber an die Besteuerung Superreicher denken, fordert die Organisation.
Laut Oxfam werden 2026 die Ausgaben der G7-Staaten für weltweite Entwicklungszusammenarbeit das dritte Jahr in Folge sinken. Dies sei ein neuer Trend, den es seit den Neunzigerjahren nicht mehr gegeben habe. Wenn die Kürzungen wie geplant umgesetzt würden, schrumpften die Mittel 2026 um 44 Milliarden Dollar. Die USA kürzten mit rund 33 Milliarden US-Dollar den größten Betrag. Großbritannien streiche fünf Milliarden US-Dollar, Frankreich drei Milliarden US-Dollar und Deutschland 3,5 Milliarden US-Dollar.
"Die Folgen sind tödlich", schrieb Oxfam. So würden allein durch den Wegfall der von den USA finanzierten Kinderernährungsprogramme nach UN-Prognosen 163.500 mehr Menschen pro Jahr sterben. Bei dem G7-Gipfel treffen sich die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und den USA.