Kairo, 31. Mai (Reuters) - Nach mehreren Tagen Bedenkzeit hat die radikal-islamische Hamas nach eigenen Angaben nun eine Antwort auf einen US-Vorschlag für ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen übermittelt. Ob damit tatsächlich eine Waffenruhe in greifbare Nähe rückt, blieb zunächst aber unklar.
Die Hamas erklärte am Samstag, sie werde im Rahmen der Vereinbarung zehn lebende Geiseln freilassen und 18 Leichen übergeben, wenn Israel im Gegenzug eine Reihe palästinensischer Gefangener freilasse. "Dieser Vorschlag zielt darauf ab, einen dauerhaften Waffenstillstand und einen umfassenden Rückzug aus dem Gazastreifen zu erreichen und den Fluss von Hilfsgütern für unser Volk und unsere Familien im Gazastreifen sicherzustellen."
Vor einigen Tagen hatte der Nahost-Beauftragte von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, einen Vorschlag für einen Waffenstillstand vorgelegt. Die Details des Vorschlags sind öffentlich nicht bekannt.
Israelische Medien hatten Anfang der Woche berichtet, der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe den Familien der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln mitgeteilt, dass Israel das von Witkoff vorgelegte Abkommen akzeptiert habe. Netanjahus Büro hatte sich damals offiziell aber nicht äußern wollen. Auch am Samstag reagierte das Büro zunächst nicht auf die Anfrage nach einer Stellungnahme.
Die tiefe Kluft zwischen der Hamas und Israel haben frühere Versuche zur Wiederherstellung eines Waffenstillstands zum Scheitern gebracht. Israel hat darauf bestanden, dass die Hamas vollständig entwaffnet wird, als militärische und regierende Kraft aufgelöst wird und alle 58 Gaza-Geiseln zurückgibt, bevor es einer Beendigung des Krieges zustimmt. Die Hamas hat die Forderung, ihre Waffen abzugeben, zurückgewiesen und erklärt, Israel müsse seine Truppen aus dem Gazastreifen abziehen und sich verpflichten, den Krieg zu beenden.
Israel hatte als Reaktion auf einen Angriff der Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet und 251 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, eine umfangreiche Offensive im Gazastreifen begonnen. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 54.000 Palästinenser getötet und mehr als 100.000 verletzt. Zudem liegen große Teile des Küstenstreifens in Trümmern. Zudem ist die humanitäre Lage in dem einst von etwa 2,3 Millionen Menschen bewohnten Gebiet katastrophal.