Brüssel/Berlin, 28. Mai (Reuters) - Die EU-Kommission will einen aus privaten und öffentlichen Mitteln gespeisten Investment-Topf von mindestens zehn Milliarden Euro für größere Startups aufsetzen. Er soll europäischen Technologiefirmen helfen und den Rückstand bei Innovationen gegenüber den USA und China verringern. Die Brüsseler Behörde stellte ihre Pläne am Mittwoch vor. Sogenannte Unicorns (Einhörner) - Startups mit einem Marktwert von über einer Milliarde Dollar - sollen nicht mehr wie derzeit üblich in die USA abwandern, weil sie dort leichter an Finanzierungen kommen.
Der neue Finanztopf soll nächstes Jahr aufgesetzt werden. Darin werde viermal mehr privates als staatliches Geld sein, so die Kommission. Der Fonds soll dann in vielversprechende Neugründungen investieren, die bereits eine gewisse Größe erreicht haben. Er soll von einem privaten Investment-Manager geleitet werden. Das genaue Volumen des Fonds ist noch offen. Ein EU-Vertreter sprach von einem zweistelligen Milliardenbetrag. "Wir wollen, dass es einen eindeutigen Unterschied macht." Zudem sollen Regeln für Hightech-Startups vereinfacht werden. Sie sollen auch leichter an öffentliche Aufträge kommen können.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) betonte, Europa müsse bei Innovationen und Unternehmensgründungen deutlich besser werden. "Sie bekommen nur schwer Risikokapital und fühlen sich durch zu viele Vorschriften ausgebremst. Das gilt auch für die Gewinnung von Talenten aus dem Ausland." Hier gehe die EU-Kommission nun in die richtige Richtung. Nun seien aber konkrete und praxisnahe Umsetzungsschritte nötig.
Lob kam auch vom Digitalverband Bitkom: Die geplante EU-weite Rechtsform für Startups würde Gründung und europaweites Wachstum erleichtern. "So wird es leichter, vielversprechende Tech-Unternehmen in der EU zu halten." Wichtig seien auch Erleichterungen bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte. Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, begrüßte die Initiative. "Startups brauchen besseren Zugang zu Kapital, und es gibt noch immer zu viele Hindernisse, grenzüberschreitend zu arbeiten."