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SPOTANALYSE-Ökonomen zur neuen Entwicklung im Zollkrieg zwischen USA und EU

ReutersMay 26, 2025 10:35 AM

- Im Zoll-Streit mit der Europäischen Union (EU) hat US-Präsident Donald Trump ein Aussetzen der ab 1. Juni vorgesehenen Zölle auf EU-Waren von 50 Prozent bis zum 9. Juli angekündigt. Er habe EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mitgeteilt, dass er ihrer Bitte um eine Verlängerung der Frist nachkommen werde, sagte Trump. "Wir hatten ein sehr nettes Telefonat, und ich habe zugestimmt, es zu verschieben", erklärte er. "Sie sagte, wir würden uns schnell treffen und sehen, ob wir etwas ausarbeiten können." Der 9. Juli entspricht dem Ende der 90-Tage-Frist, die Trump Anfang April für Zollgespräche mit der EU gesetzt hatte.

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

STEFAN KOOTHS, KONJUNKTURCHEF IFW-INSTITUT KIEL:

"Wir sollten aufhören, über jedes Stöckchen zu springen. Das Vorgehen von Trump ist erkennbar Verhandlungstaktik. Was auch immer die USA machen werden, es fällt ihnen am stärksten auf die eigenen Füße. Man sollte einen kühlen Kopf bewahren."

MARC SCHATTENBERG UND ROBIN WINKLER, DEUTSCHE BANK RESEARCH:

"Zwar wurden die von US-Präsident Trump angedrohten Importzölle von 50 Prozent auf Einfuhren aus der EU kurzfristig auf den 9. Juli aufgeschoben. Dennoch dürften die Verhandlungen nicht einfach werden. Die Unsicherheit im Zollstreit mit den USA dürfte noch einige Wochen anhalten.

Ein Anstieg des innereuropäischen Handels um ein Prozent könnte einen Rückgang des Handels mit den USA um fünf bis zehn Prozent kompensieren. Im Hinblick auf die Geldpolitik erwarten wir weiter, dass die EZB den Einlagenzins von aktuell 2,25 Prozent bis Ende des Jahres auf 1,5 Prozent senken wird, zunächst mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte im Juni.

"Die Handelspolitik der US-Regierung schürt zwar weiter die Sorge vor einer stagflationären Entwicklung in den USA, doch das Rezessionsrisiko hat dank der umfassenden 90-tägigen Zollpausen vorerst abgenommen."

CYRUS DE LA RUBIA, CHEFÖKONOM HAMBURG COMMERCIAL BANK:

"Das ging schnell. Nur ein Telefonat mit Ursula von der Leyen hat ausgereicht, um die Frist für die Verhandlungen wieder auf den 9. Juli zu verschieben. Die EU tritt offensichtlich selbstbewusst genug gegenüber den USA auf und macht keine Anzeichen, sich ins Boxhorn jagen zu lassen. Vermutlich hat von der Leyen Trump auch klar gemacht, dass die EU ebenfalls einige Folterwerkzeuge im Keller hat. Das Selbstbewusstsein ist gerechtfertigt. Denn in der Tat würden sich die USA erheblich selbst schaden, wenn rund 20 Prozent der Importe mit einem nahezu prohibitiv hohen Zollsatz belegt würden. Außerdem müssten die US-Exporteure fürchten, dass rund 20 Prozent ihrer Ausfuhren mit hohen Zöllen von Seiten der EU belegt würden. Dazu kommen noch die Maßnahmen, die die EU gegen US-Plattformunternehmen ergreifen könnte.

Die US-Handelspolitik ist verlässlich unzuverlässig, so viel steht fest, nachdem Donald Trump in den vergangenen Monaten gleich mehrere Volten in Folge vollzogen hat. Die Unsicherheit über die künftige Zollpolitik wird bleiben."

THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:

"Während der US-Präsident noch am Freitag der EU mit Zöllen von 50 Prozent gedroht hatte, hieß es nun, dass die Einführung der Einfuhrabgaben auf den 9. Juli verschoben werden solle. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte Donald Trump den raschen Start von Gesprächen zugesagt und damit die US-Seite wohl zum vorläufigen Einlenken gebracht. Die EU basiert auf strikt definierten Regeln und Abstimmungsmechanismen, während Donald Trump auf einen schnellen Deal aus ist. Es prallen hierbei zwei Welten aufeinander. Gerade deshalb ist Konfliktpotenzial beinahe programmiert. Doch sowohl für die USA als auch für die EU steht viel auf dem Spiel. Die USA importierten im Jahr 2024 Waren aus der EU im Wert von knapp über 600 Milliarden Dollar. Das sind knapp 40 Prozent mehr als die USA aus China oder Kanada importieren. Einfuhrabgaben von 50 Prozent auf EU-Waren würden das US-BIP stärker belasten als dasjenige der EU. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zölle in den USA bis zu 1,5 Prozent des BIP kosten könnten. Das BIP der EU wäre lediglich halb so stark betroffen.

Gerade weil die Wachstumsschäden so deutlich ausfallen, ist eine Verhandlungslösung das wahrscheinlichste Szenario. Es ist dabei davon auszugehen, dass auf Stahl und Aluminium und Fahrzeuge erhöhte Einfuhrabgaben dauerhaft in Kraft bleiben werden. Doch auch wenn am Ende der Verhandlungen ein Abkommen unterzeichnet wird, bleibt die Unsicherheit. Die Frage, die sich derzeit stellt, ist: Wie verlässlich sind Abkommen mit den USA? Die USA verspielen derzeit Vertrauen. An den Finanzmärkten fällt das Urteil deshalb eindeutig aus: Der Dollar büßte seit Freitagnachmittag weiter an Wert ein."

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