Investing.com - Die überraschende Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und China hat laut der Bank of America (NYSE:BAC) (BofA) das Potenzial, die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spürbar zu verändern. Die Analysten der Bank sprachen von einer „deutlich schnelleren Deeskalation als erwartet“. Das Abkommen vom 12. Mai halbiert den effektiven US-Zollsatz auf chinesische Waren – vorerst bis Juli.
Die Experten von BofA sehen fünf zentrale Auswirkungen auf die US-Konjunktur.
Zunächst dürfte es zu einer neuen Importwelle kommen. Viele Unternehmen könnten demnach vorzeitig Ware ordern, um sich vor möglichen neuen Zöllen abzusichern – insbesondere mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft. Das könnte Lagerbestände und Investitionen ankurbeln und Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal haben.
Zweitens warnt die Bank trotz Entlastung durch die Zölle vor weiterem Inflationsdruck. Zwar könnte die Kerninflation (PCE) zum Jahresende bei rund drei Prozent liegen – bisher war man bei 3,6 Prozent ausgegangen. Allerdings sei laut BofA „beträchtliche Inflation in der Pipeline“.
Drittens könnte der Konsum profitieren. US-Verbraucher dürften durch die niedrigeren Preise bei Importwaren etwas mehr Spielraum bei den Ausgaben gewinnen. Das komme vor allem Bereichen wie Flugreisen oder Gastronomie zugute. Die BofA sieht Hinweise auf eine größere Widerstandskraft des privaten Konsums als zuletzt gedacht.
Viertens erwartet die Bank eine Entspannung am Arbeitsmarkt. Der Druck auf Jobs in Handel, Transport und Lagerhaltung lasse durch das Abkommen nach. Das reduziere das Risiko eines kurzfristigen Beschäftigungseinbruchs, so die Analysten.
Und schließlich könnte sich auch der Zinsausblick verändern. Die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen durch die US-Notenbank im Jahr 2025 habe sich laut BofA verringert. Man gehe weiterhin davon aus, dass die Fed im laufenden Jahr nicht an der Zinsschraube drehen werde – unter anderem wegen des nachlassenden Rezessionsrisikos und der weiter erhöhten Inflationserwartungen.