23. Mai (Reuters) - US-Präsident Donald Trump plädiert für Zölle von 50 Prozent ab dem 1. Juni auf Waren aus der Europäische Union. Mit der EU sei es schwierig, über das Thema Handel zu reden, erklärte Trump am Freitag. Es werde aber keine Zölle geben, wenn das jeweilige Produkt in den USA hergestellt werde. Volkswirte sagten dazu in ersten Reaktionen:
MARCEL FRATZSCHER, PRÄSIDENT DIW:
"Die Strategie der EU-Kommission und Deutschlands im Handelskonflikt mit Trump ist krachend gescheitert. Es handelt sich um ein vorhersehbares Scheitern: US-Präsident Trump interpretiert Europas Zaudern, Zögern und Nachgeben als Schwäche, was es auch tatsächlich ist. Europa hätte schon längst den Multilateralismus und die globale Zusammenarbeit entschlossen verteidigen müssen – und muss es weiterhin tun. Stattdessen hat Europa China und viele andere Länder im Widerstand gegen Trumps irrwitzigen Handelskonflikt im Stich gelassen, anstatt gemeinsam eine einheitliche Front zu bilden.
Das fällt Europa nun auf die Füße: Die meisten anderen großen Volkswirtschaften haben bereits ein Abkommen mit Trump geschlossen oder stehen kurz davor. Europa kann jetzt nicht mit Solidarität rechnen und befindet sich in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition – auch wenn die angedrohten Zölle von 50 Prozent auf EU-Produkte möglicherweise noch nicht das letzte Wort sind.
Die Strafzölle dürften vor allem deutsche Exportunternehmen hart treffen, insbesondere die Automobilbranche – und das in ohnehin schwierigen Zeiten. Zölle in dieser Größenordnung könnten die deutsche Wirtschaftsleistung um etwa 0,5 Prozent verringern und die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr erneut in die Rezession führen."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
Die zurückliegende Ruhe war eine Fata Morgana, der Zollstreit liegt breit auf dem Tisch. Jetzt ist die Abteilung Deals der EU gefragt, um Trump wieder einzufangen. Unklar ist dabei, was Trump als Gegenleistung eigentlich möchte. Europa ist weit davon entfernt, mit Zöllen von 50 Prozent leben zu können. Vielleicht möchte Trump auch nur von den durch ihn hochkochenden Haushaltsproblemen ablenken. Es zeigt sich, dass die v-förmige Erholung der Aktienmärkte trügerisch war."
HOLGER SCHMIEDING, CHEFVOLKSWIRT BERENBERG BANK:
"Dies ist eine erhebliche Eskalation der Handelsspannungen. Die EU müsste reagieren, und das würde der US-Wirtschaft und der europäischen Wirtschaft deutlich schaden. Aber Trump ist sehr unberechenbar, und ich würde nicht darauf wetten, dass es so weit kommt."