Investing.com - Nach einem turbulenten Vortag zeigen sich die US-Futures am Donnerstagmorgen kaum verändert. Nach einem deutlichen Rücksetzer an den Aktienmärkten und einem parallelen Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen treten Investoren zunächst auf die Bremse. Im Fokus stehen am Donnerstag vor allem neue Daten zur Geschäftstätigkeit in den USA – sowie ein möglicher Blitzentscheid im US-Repräsentantenhaus über Präsident Donald Trumps umfassendes Steuer- und Ausgabenpaket.
Gleichzeitig sorgt eine Meldung aus dem Silicon Valley für Aufsehen: OpenAI-CEO Sam Altman will offenbar bis spätestens Ende 2026 ein neuartiges KI-Gerät auf den Markt bringen. Unterdessen geben die Ölpreise nach – belastet durch überraschend gestiegene US-Rohöllagerbestände sowie neue geopolitische Unsicherheiten.
Die US-Futures zeigten sich am frühen Donnerstagmorgen weitgehend unbewegt. Um 09:31 Uhr lagen die Futures auf den Dow Jones Industrial nahezu unverändert. Die S&P 500 Futures stiegen leicht um 6 Punkte oder 0,1 %, ebenso legten die Nasdaq 100 Futures um 26 Punkte bzw. 0,1 % zu.
Die Verunsicherung sitzt tief, denn am Mittwoch hatten die wichtigsten US-Indizes spürbare Verluste hinnehmen müssen. Der Auslöser: ein erneuter Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen, befeuert durch Sorgen um die finanziellen Auswirkungen von Trumps Steuerreform.
Besonders negativ aufgenommen wurde die schwache Nachfrage bei einer Auktion über 20-jährige US-Staatsanleihen im Umfang von 16 Milliarden US-Dollar. Die Renditen stiegen, was automatisch Druck auf die Anleihekurse ausübte.
Hinzu kamen durchwachsene Quartalszahlen aus dem US-Einzelhandel, der aktuell stark im Fokus steht. Denn gerade diese Branche könnte besonders unter den angekündigten Strafzöllen leiden. Während sich der Baumarkt-Riese Lowe’s zuversichtlich zeigte und seine Jahresprognose bestätigte, enttäuschte Target (NYSE:TGT) mit schwachen Zahlen – wohl auch, weil das Unternehmen stärker im Bereich nicht lebensnotwendiger Konsumgüter engagiert ist.
Im weiteren Tagesverlauf richten sich die Blicke auf den neuen vorläufigen Bericht zu den Einkaufsmanagerindizes (PMI) – also Stimmungsdaten zur wirtschaftlichen Aktivität. Analysten erhoffen sich daraus Hinweise, wie stark Trumps Zollpolitik bereits auf die Realwirtschaft durchschlägt.
Der S&P Global Composite PMI lag im April bei 50,6 Punkten, nach 53,5 im März. Damit befindet sich der Wert nur noch knapp über der entscheidenden 50-Punkte-Marke, die Wachstum von Schrumpfung trennt.
Für Mai erwarten Analysten eine leichte Abkühlung im verarbeitenden Gewerbe auf 49,9 Punkte, während der Dienstleistungssektor auf 51,0 Punkte steigen soll.
Zahlreiche Unternehmen hatten zuletzt berichtet, dass die Unsicherheiten rund um Trumps Handelsmaßnahmen Investitionsentscheidungen erschwerten. Während die Zölle bislang kaum spürbare Auswirkungen auf die Inflation zeigten, könnte sich das ändern, sobald die Lagerbestände aus der Vor-Zoll-Ära abgebaut sind.
Noch unklar ist zudem, ob Trump die aktuellen Aufschübe für neue „reziproke“ Zölle auf diverse Länder über den Juli hinaus verlängert. Auch der Sonderaufschub für China, der im August ausläuft, bleibt ein Unsicherheitsfaktor.
Das Repräsentantenhaus plant eine Abstimmung über Trumps umfassendes Steuer- und Ausgabenpaket, das der Präsident selbst als „big, beautiful“ Budget bezeichnet.
Die Gesetzesinitiative zielt nicht nur auf die Verlängerung der Steuererleichterungen von 2017, sondern auch auf neue Entlastungen bei Trinkgeldern und Autokrediten. Gleichzeitig soll der Verteidigungsetat sowie die Grenzsicherung aufgestockt werden. Einsparungen sind hingegen im Sozialbereich geplant – etwa bei Programmen für Lebensmittelhilfe oder Gesundheitsversorgung für einkommensschwache Amerikaner.
Unabhängige Experten warnen: Die Maßnahmen könnten das US-Staatsdefizit um 3 bis 5 Billionen Dollar erhöhen – bei einem bereits jetzt auf über 36 Billionen Dollar angeschwollenen Schuldenberg.
Ob die Gesetzesvorlage die nötige Mehrheit bekommt, ist unklar. Zwar verfügen die Republikaner im Repräsentantenhaus über die Mehrheit, doch einige Abgeordnete aus den eigenen Reihen fordern noch härtere Ausgabenkürzungen, um Trumps Steuergeschenke gegenzufinanzieren. Sprecher Mike Johnson gibt sich dennoch zuversichtlich, die Partei geschlossen hinter sich bringen zu können – trotz geschlossenem Widerstand der Demokraten.
Falls das Gesetz im Repräsentantenhaus durchgeht, müsste es anschließend auch noch vom republikanisch geführten Senat bestätigt werden.
Eine ganz andere Geschichte sorgt derweil in der Tech-Branche für Aufsehen. Laut einem Bericht des Wall Street Journal plant OpenAI-CEO Sam Altman, bis Ende 2026 ein neuartiges KI-Gerät auf den Markt zu bringen. Das Ziel: eine völlig neue Geräteklasse – ähnlich revolutionär wie Smartphone oder PC.
Altman, so der Bericht, sprach vor Mitarbeitenden von einem Absatzpotenzial von 100 Millionen Stück. Das Gerät soll nicht tragbar, ohne Display und kein Telefon sein – also etwas völlig Neues.
Erst vor wenigen Tagen hatte OpenAI für 6,5 Milliarden US-Dollar ein Unternehmen übernommen, das vom ehemaligen Apple-Designer Jony Ive geleitet wurde. Altman selbst erklärte laut dem Wall Street Journal, dass dieser Deal ein Potenzial von 1 Billion Dollar an Wert für OpenAI schaffen könnte.
Altman und Ive verfolgen demnach das Ziel, ein drittes „zentrales Alltagsgerät“ zu entwickeln – neben dem Smartphone und dem PC. Noch gibt es keine technischen Details, aber der Anspruch ist klar: OpenAI will ganz vorne mitspielen – nicht nur bei Software, sondern auch bei Hardware.
Auch am Rohölmarkt ging es am Donnerstag abwärts. Grund: neue Lagerdaten, geopolitische Spannungen und Unsicherheit vor neuen US-Iran-Verhandlungen.
Um 09:32 Uhr notierten Brent-Rohöl-Futures 1,6 % tiefer bei 63,89 US-Dollar pro Barrel, die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) gab 1,5 % nach auf 60,60 US-Dollar.
Die US-Energiebehörde EIA hatte am Mittwochabend gemeldet, dass die US-Rohölvorräte in der Vorwoche um 1,3 Millionen Barrel gestiegen seien – entgegen der Erwartung eines gleich hohen Rückgangs. Das nährt Zweifel an der aktuellen Nachfrageentwicklung im größten Ölverbrauchsland der Welt.
Zuvor hatten Meldungen für Aufregung gesorgt, wonach Israel laut US-Geheimdienstinformationen einen Angriff auf iranische Atomanlagen vorbereiten könnte. Zwar stiegen die Ölpreise zunächst auf diese Nachricht hin, gaben ihre Gewinne jedoch im Verlauf wieder ab.
Gleichzeitig bestätigten Medienberichte, dass sich US- und iranische Unterhändler am Freitag in Rom zu Atom-Gesprächen treffen wollen.