Investing.com - Die US-Aktienmärkte zeigen sich heute eher abwartend, nachdem der Handel gestern uneinheitlich verlief. Zwar konnte im Zollstreit zwischen den USA und China zuletzt eine Einigung erzielt werden, doch die Unsicherheit bleibt: Viele fürchten, dass das Thema noch nicht vom Tisch ist und weitere Spannungen bevorstehen könnten. Immerhin: Die Experten von Barclays (LON:BARC) haben ihre Rezessionswarnung für die USA inzwischen zurückgezogen – ein kleines Signal der Entspannung. Jetzt blicken die Anleger gespannt auf die nächste Umfrage zur Verbraucherstimmung. In den letzten Monaten war das Vertrauen deutlich gesunken – vor allem wegen der Sorgen rund um die Zölle.
Vor Börsenbeginn zeigen sich die US-Aktienmärkte heute richtungslos – das deutet auf einen eher verhaltenen Wochenausklang hin, nachdem die Handelswoche mit einer Rallye begonnen hatte, ausgelöst durch neue Hoffnungen auf eine Entspannung im globalen Handelskonflikt.
Der Dow-Future liegt aktuell 0,1 % im Plus, während der S&P 500 und der Nasdaq 100 jeweils etwa 0,2 % zulegen.
Die großen US-Indizes hatten den gestrigen Handel mit gemischten Ergebnissen beendet. Viele Anleger bleiben skeptisch, was den Anfang der Woche verkündeten, vorsichtigen „Handelsfrieden“ zwischen den USA und China angeht – zu groß ist die Unsicherheit, ob daraus wirklich eine dauerhafte Lösung wird.
Auf Unternehmensseite gab es einen warnenden Ton von Walmart (NYSE:WMT): Die Konzernführung geht davon aus, dass die hohen US-Zölle bald zu Preissteigerungen führen werden. Einige Analysten rechnen damit, dass auch andere Unternehmen dieser Einschätzung folgen könnten.
Auch neue Konjunkturdaten bewegen die Märkte. Sowohl die Erzeugerpreise als auch die Einzelhandelsumsätze deuten auf eine überraschende Abkühlung hin.
„Die Einzelhandelsumsätze im April deuten darauf hin, dass die Präventivkäufe, mit denen man den zollbedingten Preiserhöhungen zuvorkommen wollte, nach dem Ausgabenschub im März schnell verblasst sind“, so James Knightley, Chief International Economist bei ING (AS:INGA), in einer Mitteilung an Kunden.
Das Handelsabkommen zwischen Washington und Peking hat die Analysten von Barclays dazu veranlasst, ihre Wachstumsprognosen für die USA anzuheben. In einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung erklärte die britische Bank, dass sie die Rezessionsgefahr für die größte Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr nun als gebannt ansieht.
Barclays rechnet jetzt mit einem Wachstum von 0,5 % in diesem Jahr und 1,6 % im kommenden Jahr. Zuvor war man noch von einem Rückgang um -0,3 % bzw. einem Anstieg um 1,5 % ausgegangen.
Die geringere Unsicherheit und das insgesamt verbesserte wirtschaftliche Umfeld haben Barclays auch dazu veranlasst, die Erwartungen für den Euroraum nach oben zu korrigieren. Statt eines Rückgangs von 0,2 % rechnet die Bank für dieses Jahr nun mit einer stagnierenden Wirtschaftsentwicklung.
An ihrer Einschätzung einer technischen Rezession in der Eurozone in der zweiten Jahreshälfte 2025 hält Barclays allerdings fest – erwartet aber, dass das Minus geringer ausfällt als zuvor angenommen.
„Insgesamt bleiben wir bei den Wachstumsaussichten für die Eurozone vorsichtig“, so Barclays, „denn die Unsicherheit ist weiterhin hoch – und bei den Verhandlungen über gegenseitige Zölle zwischen der EU und den USA gibt es bislang nur technische Gespräche, ohne sichtbare Fortschritte.“
Der Wirtschaftskalender fällt heute eher dünn aus – im Mittelpunkt steht das vorläufige Ergebnis der Verbraucherstimmungsumfrage der University of Michigan.
Ökonomen erwarten für Mai einen leichten Anstieg, nachdem der Wert im April zurückgegangen war.
In den vergangenen Monaten hat die Umfrage gezeigt, dass sich der Optimismus unter US-Haushalten spürbar abgekühlt hat – vor allem wegen der wachsenden Sorgen rund um neue Zölle. Gleichzeitig steigen die Erwartungen, dass der Inflationsdruck zunehmen könnte.
Allerdings ist umstritten, wie aussagekräftig diese sogenannten „weichen Daten“ wirklich sind, wenn es um den tatsächlichen Zustand der US-Wirtschaft geht. Zumal die US-Notenbank (Fed) erst letzte Woche betonte, dass die US-Wirtschaft bislang insgesamt robust auf mögliche Belastungen durch die Handelspolitik der Trump-Regierung reagiert habe.
Die Aktie von Applied Materials lag vorbörslich im Minus, nachdem der Chip-Ausrüster im wichtigsten Unternehmensbereich schwächere Umsätze als erwartet gemeldet hatte.
Die Erlöse aus dem Halbleitergeschäft – dem mit Abstand größten Segment des Unternehmens – beliefen sich auf 5,26 Milliarden Dollar. Analysten hatten laut den von Reuters zitierten LSEG-Daten mit etwa 5,32 Milliarden Dollar gerechnet.
Das in Kalifornien ansässige Unternehmen steht derzeit unter Druck, weil neue US-Beschränkungen den Export bestimmter Maschinen für die Chip-Produktion nach China erschweren. Dabei ist China der wichtigste Absatzmarkt für Applied Materials: Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres stammten rund 25 % des Gesamtumsatzes aus dem Land – ein deutlicher Rückgang gegenüber 43 % im Vorjahreszeitraum.
Im Gesamtquartal, das am 31. März endete, erzielte Applied einen Umsatz von 7,10 Milliarden Dollar – leicht unter den Erwartungen von 7,13 Milliarden. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag dagegen mit 2,39 Dollar über den Analystenschätzungen von 2,31 Dollar.
Für das dritte Quartal stellt das Unternehmen einen Umsatz von 7,20 Milliarden Dollar in Aussicht – mit einer Bandbreite von plus/minus 500 Millionen Dollar. CFO Brice Hill sprach von einem „dynamischen wirtschaftlichen und handelspolitischen Umfeld“, betonte aber, dass bisher keine „signifikanten“ Veränderungen bei der Nachfrage festgestellt wurden.
Der Goldpreis zeigt sich heute schwächer und steuert auf deutliche Wochenverluste zu. Grund dafür ist die Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China, die die Risikobereitschaft der Anleger erhöht und die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen spürbar dämpft.
Nach den zuletzt erreichten Rekordständen kann der Goldpreis das hohe Niveau aktuell nicht halten. Viele Investoren nutzen die Gelegenheit zur Gewinnmitnahme. Zusätzlich unter Druck geriet das Edelmetall durch den festeren US-Dollar und die steigenden Renditen bei US-Staatsanleihen – beides Faktoren, die Gold für Anleger weniger attraktiv machen.
Der Spot-Goldpreis gibt derzeit um 1 % nach und liegt bei 3.208,56 Dollar je Feinunze. Der Gold-Future mit Juni-Laufzeit verliert aktuell 0,5 % auf 3.211,06 Dollar je Feinunze. Auf Wochensicht liegt der Spotpreis rund 3,2 % im Minus – der stärkste Rückgang seit Anfang November 2024.