Investing.com - Die US-Aktienmärkte dürften heute verhalten in den Tag starten, nachdem der Handel gestern uneinheitlich verlief. Viele Anleger halten sich aktuell zurück und warten ab, wie sich die Lage rund um die nachlassenden Handelsspannungen weiterentwickelt. Laut Medienberichten könnten einige der US-Zölle auf günstige Importwaren aus China künftig bis zu 30 % betragen . und das, obwohl Washington und Peking Anfang der Woche eine Art Waffenstillstand im Zollstreit angekündigt hatten. Ein Thema, das auch im Fokus stehen dürfte, wenn Cisco Systems (NASDAQ:CSCO) heute nach US-Börsenschluss seine Quartalszahlen vorlegt. Auch Sony (NYSE:SONY) hat sich bereits zu den Zöllen geäußert - der japanische Technologiekonzern rechnet mit spürbaren Belastungen für das Unternehmensergebnis durch die US-Handelspolitik.
Vorbörslich zeigen sich die US-Aktienmärkte heute richtungslos. Zwar sorgt die Aussicht auf eine Entspannung im Zollstreit für etwas Zuversicht, doch eine klare Tendenz lässt sich bislang nicht erkennen.
Der Dow Future und der S&P 500 bewegen sich aktuell kaum vom Fleck, während der Nasdaq 100 leicht im Plus liegt und 0,1 % zulegt.
Bereits gestern hatten sich die wichtigsten US-Indizes uneinheitlich gezeigt. Grund dafür waren milder als erwartete Inflationsdaten - einige Anleger befürchten, dass sich die Folgen der hohen US-Zölle erst in den kommenden Monaten deutlicher bemerkbar machen könnten.
Zu den größten Verlierern des Tages zählte die Aktie der UnitedHealth Group (NYSE:UNH), die nach dem Aussetzen des Jahresausblicks und der Rücktrittsankündigung des CEO deutlich unter Druck geriet - und damit auch den Dow Jones Industrial Average belastete.
Der Nasdaq Composite konnte hingegen zulegen, ebenso wie der S&P 500.
Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump plant laut Reuters, die sogenannten „De-minimis“-Zölle auf geringwertige Importe aus China auf bis zu 30 % zu senken.
Am Montag legte das Weiße Haus eine Executive Order vor, mit der die Zölle auf direkt an Verbraucher gerichtete Sendungen im Wert von bis zu 800 US-Dollar von zuvor 120 % auf 54 % reduziert wurden. Das hat an den Märkten für neuen Optimismus gesorgt - auch beflügelt durch den zuvor verkündeten vorläufigen Handelsfrieden zwischen Washington und Peking.
Eine Pauschalgebühr von 100 Dollar bleibt zwar bestehen, die ursprünglich geplante Anhebung auf 200 Dollar im Juni wurde jedoch gestrichen.
Für Logistikunternehmen wie FedEx (NYSE:FDX) und United Parcel Service, die viele Lieferungen für E-Commerce-Anbieter wie Shein und Temu übernehmen, gelten laut Reuters allerdings andere Bedingungen.
Unter Berufung auf zwei Brancheninsider berichtet die Nachrichtenagentur, dass für solche Pakete künftig standardmäßig ein US-Zollsatz von 30 % erhoben wird. Damit wurden die bisherigen Abgaben - die zuvor bei mindestens 145 % lagen - nach hochrangigen Gesprächen am Wochenende deutlich gesenkt.
Heute liegt der Fokus vieler Anleger auf den Quartalszahlen von Cisco Systems. Analysten beobachten genau, wie der Technologiekonzern die Auswirkungen der US-Zölle auf seine Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten einschätzt.
„Die Stimmung gegenüber Cisco ist recht positiv - angesichts einer soliden Nachfrage im Bereich Rechenzentren und Unternehmens-IT, einer guten Kapitalrendite und einer fairen Bewertung“, schreiben die Analysten von Vital Knowledge in einer Kundenmitteilung. „Auch wenn die Zölle wohl zumindest einen gewissen Druck auf die Margen ausüben werden.“
Im zweiten Geschäftsquartal hatte Cisco seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben - mit Verweis auf die starke Nachfrage im Zuge des KI-Booms. Viele Unternehmenskunden investieren derzeit massiv in den Ausbau ihrer KI-Kompetenzen, was die Nachfrage nach Rechenzentren und damit auch nach Ciscos Netzwerktechnik - etwa Router und Ethernet-Switches - weiter antreibt.
Neben Cisco stehen heute noch weitere Unternehmen mit Zahlen im Fokus, darunter DXC Technology (NYSE:DXC), Hawkins (NASDAQ:HWKN) Inc. und Jack In The Box (NASDAQ:JACK).
Sony rechnet im laufenden Geschäftsjahr, das im April begonnen hat, mit einem Betriebsgewinn von rund 8,7 Milliarden US-Dollar (1,28 Billionen Yen). Allerdings wird das Ergebnis voraussichtlich durch Belastungen in Höhe von 100 Milliarden Yen infolge der Trump’schen Zölle beeinträchtigt.
In seiner Prognose geht der japanische Mischkonzern davon aus, dass die Jahreseinnahmen insgesamt weitgehend stabil bleiben. „Wir reagieren zügig auf die bereits eingeführten zusätzlichen US-Zölle und prüfen derzeit mögliche Maßnahmen für verschiedene denkbare Szenarien“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.
Die Prognose berücksichtigt allerdings noch nicht das am Montag angekündigte Handelsabkommen zwischen den USA und China.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende März konnte Sony seinen Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 % auf 197,73 Milliarden Yen steigern - und lag damit über den Erwartungen der Analysten. Die in Japan gelisteten Sony-Aktien drehten am Nachmittag ins Plus, nachdem sie am Morgen zunächst mehr als 3 % verloren hatten.
Der Ölpreis hat im bisherigen Tagesverlauf sein Zwei-Wochen-Hoch nicht halten können. Ein überraschend starker Anstieg der US-Rohöllagerbestände hat erneut Sorgen über eine schwächelnde Nachfrage ausgelöst.
Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet aktuell 66,57 US-Dollar – das entspricht einem leichten Rückgang von 0,1 %. Die US-Referenzsorte West Texas Intermediate gibt ebenfalls um 0,1 % nach und notiert bei 63,62 US-Dollar je Barrel.
Laut den gestern veröffentlichten Zahlen des American Petroleum Institute stiegen die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 9. Mai um 4,3 Millionen Barrel - deutlich mehr als von vielen Marktteilnehmern erwartet.
Im Laufe des Tages werden noch die offiziellen Daten der U.S. Energy Information Administration erwartet. Sollten auch sie einen kräftigen Anstieg bestätigen, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass die Nachfrageseite weiterhin unter Druck steht.
Gestern hatten beide Ölsorten noch deutlich zugelegt - jeweils um mehr als 2,5 %. Damit setzten sie den positiven Trend vom Wochenbeginn fort, nachdem China und die USA, die beiden größten Ölverbraucher weltweit, eine vorläufige Einigung im Handelskonflikt erzielt und sich auf eine 90-tägige Aussetzung neuer Zölle verständigt hatten.