Investing.com - Die US-Wirtschaft ist zu Jahresbeginn überraschend geschrumpft. Wie am Mittwoch veröffentlichte Regierungsdaten zeigten, sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal auf Jahressicht um 0,3 Prozent. Ökonomen hatten hingegen mit einem leichten Plus gerechnet. Analysten von Morgan Stanley (NYSE:MS) sprachen in einer ersten Reaktion allerdings von einem verzerrten Bild - das Minus verschleiere die robuste Entwicklung bei Konsum und Investitionen.
Getrieben worden sei der Rückgang laut den Experten von einem sprunghaften Anstieg der Importe. Diese seien um 41 Prozent gestiegen, da viele Unternehmen versucht hätten, noch vor Inkrafttreten neuer Zölle Ware ins Land zu holen. Allein dieser Effekt habe das BIP-Wachstum um rund fünf Prozentpunkte gedrückt. Gleichzeitig hätten Lageraufbauten mit 2,3 Punkten leicht gegengesteuert.
Der private Konsum stieg den Angaben zufolge um 1,8 Prozent, die Investitionen außerhalb des Wohnungsbaus legten sogar um 9,8 Prozent zu. Die Analysten von Morgan Stanley erklärten, das Ergebnis täusche über die eigentliche Stärke der Binnenwirtschaft hinweg. Der Importanstieg finde sich nicht im gleichen Maße auf der Ausgabenseite des BIP wieder und belaste damit rechnerisch überproportional.
Parallel dazu nahm der Inflationsdruck weiter zu. Die Kernrate der persönlichen Konsumausgaben (Core PCE) stieg im Jahresvergleich um 3,5 Prozent und lag damit über den Erwartungen. Morgan Stanley sieht laut dem Bericht vor allem in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Transport und Gesundheitswesen noch Aufwärtspotenzial für die Preisentwicklung.
Unklar sei derzeit, ob der Zoll-Effekt bereits seinen Höhepunkt erreicht habe. Die Fachmänner warnten, dass die aktuellen Zahlen noch nicht die vollständigen wirtschaftlichen Folgen anhaltender politischer Veränderungen wie Einwanderungsbeschränkungen oder Stellenabbau im öffentlichen Sektor abbildeten.
"Wir rechnen weiterhin mit steigender Inflation, schwächerem Beschäftigungswachstum, aber keiner deutlich höheren Arbeitslosenquote", heißt es weiter. Der reale Konsum dürfte sich dagegen deutlich abkühlen.
Im zweiten Quartal könnte sich der Effekt der vorgezogenen Importe jedoch umkehren und dann als positiver Wachstumsbeitrag wirken. Trotz des schwachen BIP-Werts sehen die Experten der Bank daher keinen Grund zur Sorge: Die US-Notenbank könne sich an den stabilen Nachfragekomponenten orientieren.
"Die Fed kann darauf vertrauen, dass die Nachfrage solide war", so Morgan Stanley. Die BIP-Zahlen gäben aber nur begrenzt Aufschluss über die wirtschaftlichen Folgen der laufenden politischen Veränderungen.
In eigener Sache: Ihre Abkürzung zu fundierten Entscheidungen: Mit unseren Pro Research Berichten haben Sie alle relevanten Daten und Perspektiven immer griffbereit. Mehr erfahren