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ANALYSE-100 Tage im Amt - Trump trotzt schwachen Umfragen mit Eigenlob

ReutersApr 30, 2025 10:11 AM
  • Trump hält Rede vor Anhängern in Michigan
  • Trump lobt seine bisherige Amtsbilanz
  • Umfragewerte jedoch schwach
  • Auch Vertrauen in Wirtschaftspolitik gering

- von Christian Rüttger und Jeff Mason

- Ungeachtet sinkender Umfragewerte hat US-Präsident Donald Trump seine ersten 100 Tage im Amt vor einer loyalen Anhängerschaft als einzigartige Erfolgsgeschichte gefeiert. Bei einer Rede im US-Bundesstaat Michigan pries er seine umstrittene Zollpolitik, die weltweit für wirtschaftliche Verunsicherung und Verluste an den Finanzmärkten gesorgt hat, als Mittel zur Wiederbelebung der Industrieproduktion in den USA. Er rief einmal mehr ein "goldenes Zeitalter" aus, versprach Arbeitsplätze und die größten Steuersenkungen aller Zeiten, während Experten vor einem erheblichen Rezessionsrisiko, steigender Inflation und einer billionenschweren Aufblähung des staatlichen Schuldenbergs warnen. Ganz im Stile einer Wahlkampfveranstaltung zog er über "radikale linke Verrückte" her und verunglimpfte seinen Vorgänger Joe Biden. Und er versicherte der jubelnden Menge, seinen harten Kurs gegen Einwanderer mit Massendeportationen fortzusetzen. Von Gerichten, die ihm in der Sache "das Leben schwermachen", zeigte er sich unbeeindruckt. Der Saal antwortete mit lauten "USA, USA, USA"-Sprechchören.

Der Auftritt in Warren, das in der Metropolregion der Automobilhochburg Detroit liegt, war eine von Trumps größten öffentlichen Veranstaltungen seit seinem Amtsantritt am 20. Januar. Wie so oft spickte er auch seine Rede am Dienstagabend an unzähligen Stellen mit Eigenlob. "Wir hatten die beste Wirtschaft in der Geschichte unseres Landes", sagte er etwa über seine erste Präsidentschaft von 2017 bis Anfang 2021. "Wir haben es großartig gemacht, und jetzt machen wir es noch besser." Auf Bannern ließ er die Rückkehr des amerikanischen Traums ausrufen und es fielen Begriffe wie "Hundert Tage der Großartigkeit".

Die Zölle würden nicht zuletzt in Michigan für Aufschwung sorgen, versprach Trump. "Mit meinen China-Zöllen beenden wir den größten Arbeitsplatzdiebstahl in der Geschichte der Welt", erklärte er. "China hat uns mehr Arbeitsplätze weggenommen als jedes andere Land jemals einem anderen Land weggenommen hat." Er gehe davon aus, dass ein Handelsdeal mit der Volksrepublik China absehbar sei. "Aber es wird ein fairer Deal sein." Außerdem würden "in den kommenden Wochen und Monaten" die größten Steuersenkungen in der amerikanischen Geschichte verabschiedet. Auf Trinkgelder, Sozialversicherung und Überstunden werde es keine Steuern mehr geben.

Nur kurz vor der Rede hatte Trump einen Erlass unterzeichnet, der die Folgen der Sonderzölle für die Autohersteller abmildern soll. In der Branche waren Sorgen hochgekocht, dass Trumps globaler Handelsfeldzug der US-Automobilindustrie zumindest zunächst mehr Schaden als Nutzen bereiten könnte.

Die Bedenken zeigen, auf wie viel Skepsis Trumps Kurs inzwischen stößt. Gerade einmal etwa vier von zehn Amerikanern sind mit ihm nach 100 Tagen im Amt noch zufrieden. Im Januar waren es in einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos immerhin noch 47 Prozent. Auf noch niedrigere Zustimmungswerte kommt Trumps Wirtschaftspolitik. Nur 36 Prozent der Teilnehmer einer kürzlich erstellten Reuters/Ipsos-Umfrage zeigten sich mit seinem Kurs in diesem Bereich zufrieden. Das sind so wenige wie noch nie in dieser oder seiner letzten Präsidentschaft - und das, obwohl Trump für sich stets eine besondere Wirtschaftskompetenz in Anspruch nimmt.

"USA SCHADEN SICH SELBST"

Auch zahlreiche Ökonomen sind mindestens skeptisch, was Trumps Pläne angeht. Unparteiische Haushaltsanalysten warnen etwa, dass seine Steuervorhaben die ohnehin bereits bei 36,6 Billionen Dollar liegende Staatsverschuldung um weitere Billionen Dollar in die Höhe schießenlassen könnten.

Trump hält dagegen, dass er die Steuersenkungen mit den Einnahmen aus den Importzöllen finanzieren könne. Doch ob die Rechnung aufgeht, ist nicht ausgemacht. "Mit einer Abschottung vom Weltmarkt und ohne Zugang zu günstigen Lieferanten schaden sich die USA vor allem selbst", erklärte etwa der Forschungsdirektor des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) aus Kiel, Julian Hinz, am Mittwoch. Die zu befürchtenden Folgen nach Auffassung vieler Experten: Steigende Preise in den USA und eine Schmälerung der Wirtschaftsleistung der weltgrößten Volkswirtschaft.

Solche Aussichten drücken auf die Laune der Verbraucher, was für die konsumgetriebene US-Konjunktur besonderes Gift ist. Schon jetzt ist die Konsumstimmung in den USA unter Trump auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren gefallen. Und die Amerikaner befürchten weiter steigende Preise. Die von Trump teils angedrohten oder bereits verhängten Strafzölle bergen ein neues Inflationsrisiko, weil dadurch Einfuhren aus den betroffenen Ländern teurer werden dürften. Schlechte Nachrichten kamen zuletzt zudem vom Arbeitsmarkt. Im März wurden nur noch knapp 7,2 Millionen offene Stellen gemeldet, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Im Februar waren es noch fast 7,5 Millionen, im März 2024 sogar knapp 8,1 Millionen.

Auch Trumps außenpolitischer Kurs sorgt für Verunsicherung. Seine Haltung im Ukraine-Krieg und sein Auftreten gegenüber traditionell engen Verbündeten wie Europa oder Kanada schürt Zweifel an der Rolle der USA als verlässlicher Partner in der Wirtschaft und der Sicherheitspolitik.

Trumps Zuhörer in Michigan ficht all das jedoch nicht an. Sie feierten ihr Idol ausgelassen. Paul Ruggeri, ein Stahlarbeiter im Ruhestand, sagte, er habe kein Problem mit kurzfristigen wirtschaftlichen Belastungen. "Ich will nicht, dass die Wirtschaft zusammenbricht, aber wir können nicht so weitermachen wie bisher", sagte der 65-Jährige. "Wir müssen etwas ändern. Das wird eine kurze Zeit lang schmerzhaft sein. Wir werden wahrscheinlich einige Preiserhöhungen erleben. Aber es muss sich etwas ändern."

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