
Berlin, 16. Dez (Reuters) - Der US-Arbeitsmarkt hat im November überraschend deutlich an Schwung gewonnen. Es kamen 64.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie am Mittwoch aus einem Bericht der Regierung hervorgeht. Ökonomen hatten nur einen Zuwachs von 50.000 Stellen erwartet. Im Oktober waren 105.000 Stellen weggefallen, da zuletzt mehr als 150.000 Bundesangestellte ihren Job verloren. Die Arbeitslosenquote stieg im November unerwartet auf 4,6 von 4,4 Prozent im September. In ersten Reaktionen hieß es:
DIRK CHLENCH, LBBW:
"Der US-Arbeitsmarkt schwächelt, aber er bricht nicht ein. Im Durchschnitt der zurückliegenden drei Monate schuf die US-Privatwirtschaft 75.000 neue Jobs pro Monat. Dies ist zwar nur die Hälfte dessen, was ein Jahr zuvor an Beschäftigungszuwächsen zu verzeichnen war, aber es ist immerhin noch ein spürbarer Zuwachs an Beschäftigung. Dem steht jedoch im Hinblick auf die US-Geldpolitik ein Anstieg der Arbeitslosenquote und ein geringer Anstieg der Stundenlöhne entgegen. Zusammenfassend ist nach unserer Einschätzung die Wahrscheinlichkeit gestiegen, daß die US-Notenbank im nächsten Jahr ihren Zinssenkungskurs fortsetzen wird."
TOBIAS BASSE, NORDLB:
"Nach noch vorläufigen Angaben konnten von der US-Wirtschaft im November zwar immerhin 64.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden. Allerdings sind im Oktober in der Summe etwas mehr als 100.000 Stellen abgebaut worden. Hier sind aber verzerrende Effekte zu beobachten, was bei der Interpretation der Daten natürlich zu berücksichtigen ist. Die auf einer separaten Umfrage beruhenden Daten zur Entwicklung der Arbeitslosenquote haben die interessierten Beobachter dagegen ganz klar negativ überrascht. Bei dieser Zeitreihe offenbart sich im November ein Anstieg auf nun 4,6 Prozent - vor allem diese Nachricht dürfte innerhalb der Fed von vielen Geldpolitikern wohl als Bestätigung dafür gewertet werden, dass die jüngst verkündete abermalige Senkung des US-Leitzinsniveaus, trotz der Gegenstimmen und trotz sicherlich eher kontroverser Diskussionen, wahrscheinlich doch kein Fehler gewesen sein sollte."
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
"Ein ungewöhnlicher Bericht, der die durch den Shutdown entstandenen Datenlöcher nicht schließt. Klar ist jedoch: Die guten Zeiten des US-Arbeitsmarktes verblassen immer mehr. Die Arbeitsmarktzahlen der kommenden Monate dürften wenig Freude bereiten. Der von der Trump-Regierung im Frühjahr initiierte massive Stellenabbau in US-Behörden wird nun sichtbarer. Wer im öffentlichen Dienst einen Job sucht, wird es künftig schwer haben. In der Privatwirtschaft ist die Situation dagegen noch nicht prekär. Unternehmen zögern aber bei Neueinstellungen ebenso wie bei Entlassungen im größeren Stil. Per Saldo dürfte die Nachfrage nach Arbeitskräften weiter abnehmen und die neu auf den Markt drängenden Arbeitskräfte nicht mehr aufgenommen werden. In der Folge wird die Arbeitslosenquote leicht steigen. Damit ist das Beschäftigungsmandat der Fed weiter in Gefahr. Läuft die Inflationsrate nicht noch mehr nach oben weg, dürfte die US-Notenbank ab Frühjahr 2026 zu weiteren Leitzinssenkungen neigen."
RALF UMLAUF, HELABA:
"Derweil liegt die Arbeitslosenquote ungeachtet des Anstiegs auf einem im historischen Vergleich niedrigen Niveau. Alles in allem gehen wir aber davon aus, dass die bereits ausgeprägten Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed präsent bleiben."