
Berlin, 16. Dez (Reuters) - Die Vormachtstellung des US-Dollars als weltweite Leitwährung gerät nach Einschätzung von Sparkassen-Ökonomen zunehmend unter Druck. Eine kurzfristige Ablösung sei zwar nicht zu erwarten, die Dominanz schwinde jedoch, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe. "Der US-Dollar bleibt eine der zentralen Stützen des internationalen Finanzsystems, doch das Vertrauen in seine Stabilität schwindet", erklärte Reinhold Rickes, Chefvolkswirt des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Als Gründe nannten die Volkswirte geopolitische Spannungen, Versuche politischer Einflussnahme auf die US-Notenbank Fed und die steigende Staatsverschuldung der USA.
Eine ambivalente Rolle für die künftige Position des Dollars spielen der Analyse zufolge digitale Währungen. Die meisten sogenannten Stablecoins basierten zwar auf dem Dollar und sorgten so für eine zusätzliche Nachfrage. Andererseits könnten digitale Währungen zu Konkurrenten werden, wenn sie Funktionen im internationalen Zahlungsverkehr übernähmen. Als mögliche Herausforderer sehen die Ökonomen insbesondere digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) wie den digitalen Renminbi Chinas. "Die zunehmende Verbreitung von digitalen Assets könnte das global dominierte Währungssystem langfristig verändern", erklärte Rickes.
Ob der Dollar seine Position langfristig behaupten kann, hängt demnach vor allem von politischen und institutionellen Reformen in den USA ab. "Um seine Vormachtstellung zu behaupten, müssen die USA jedoch die Stabilität ihrer öffentlichen Finanzen und die Unabhängigkeit ihrer Zentralbank bewahren", sagte Carsten Wesselmann, Chefvolkswirt der Kreissparkasse Köln, der die Analyse federführend entwickelt hat. In der Vergangenheit habe der Dollar von einem tiefen Vertrauen und einem starken institutionellen Rückhalt profitiert. US-Präsident Donald Trump hingegen hatte zuletzt wiederholt die Unabhängigkeit der Federal Reserve untergraben. Er hatte unter anderem US-Notenbankchef Jerome Powell mehrfach gedrängt, den Leitzins massiv zu senken und dabei wiederholt den Druck erhöht.