
Berlin, 10. Dez (Reuters) - Die US-Notenbank hat ihren Leitzins wie erwartet zum dritten Mal in Folge gesenkt. Er wurde am Mittwoch erneut um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent heruntergesetzt. Die Federal Reserve hatte den geldpolitischen Schlüsselsatz im September erstmals im laufenden Jahr reduziert und im Oktober nachgelegt. Begründet wurde dies mit Schwächesignalen vom Arbeitsmarkt. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:
ELMAR VÖLKER, LBBW:
"Die wiederholten abweichenden Voten in den zurückliegenden Monaten zeigen einen Dissens darüber, ob die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung oder die Aufwärtsrisiken für die Inflation höher zu gewichten sind. Die Mehrheit versammelte sich bei der Auffassung, dass eine Stützung des lahmenden Arbeitsmarktes derzeit wichtiger ist. Nach vorne schauend zeigen die Leitzinsprojektionen jedoch, dass der Spielraum für weitere Zinssenkungen schrumpft, sofern man die Preisstabilitätsrisiken nicht vernachlässigen will. Moderate Veränderungen an der Wortwahl der Fed zu möglichen weiteren Zinsschritten lassen eine Präferenz für eine Zinspause zu Beginn des kommenden Jahres erkennen. Wir rechnen nicht vor dem Frühsommer 2026, wenn der Fed-Vorsitz wechselt, mit einer weiteren Zinsanpassung. Insgesamt erwarten wir für das Jahr 2026, im Einklang mit dem aktuellen Fed-Konsens, lediglich einen Zinssenkungsschritt um 25 Basispunkte."
MICHAEL HEISE, CHEFVOLKSWIRT HQ TRUST:
"Die amerikanische Notenbank setzt ihren Fokus wie schon bei der Zinssenkung im Oktober auf die Stärkung des Arbeitsmarktes, der weiterhin Schwächetendenzen zeigt. Wie geht es weiter? Bei verhältnismäßig hoher Inflation und einem anfälligen Arbeitsmarkt wird die Entscheidungsfindung der Fed auch im Jahre 2026 einer Gratwanderung gleichen. Wie bei jeder Gratwanderung ist auch bei Zinsentscheidungen Vorsicht angebracht. Die Fed wird die Zinsen nur sehr moderat absenken. Vor allem, weil ein deutlicher Inflationsrückgang in Richtung zwei Prozent 2026 sehr unwahrscheinlich ist."
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
"Die Notenbanker werden auch in nächster Zeit uneins darin sein, ob und wie stark das Leitzinsniveau gesenkt werden soll. Es lassen sich gute Gründe für Meinungsunterschiede finden: eine unsichere Datenlage, erhöhte Inflationsraten oder Schwächesignale vom Arbeitsmarkt. Der Nebel über dem Leitzinspfad 2026 wird sich nicht so schnell lichten. In dieser Situation wird die Fed wohl eher vorsichtig als forsch vorangehen. Bis zum Spätsommer dürfte die Leitzinsspanne aber dennoch auf 2,75 bis 3,00 Prozent gesenkt werden. Ein tieferes Leitzinsniveau ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht wohl nicht erforderlich und würde einen zunehmenden Politikeinfluss widerspiegeln."