Berlin, 30. Jul (Reuters) - Die US-Notenbank Federal Reserve hält den Leitzins weiter hoch. Die Währungshüter beließen den Schlüsselsatz am Mittwoch in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Präsident Donald Trump hat den unabhängigen Zentralbankchef Jerome Powell immer wieder scharf kritisiert und zu Zinssenkungen aufgefordert. Experten hatten sich allerdings darauf eingestellt, dass die Währungshüter die Füße stillhalten. Volkswirte sagten zu dem Fed-Entscheid:
BERND WEIDENSTEINER, COMMERZBANK:
"Die US-Notenbank hat heute ihre Leitzinsen erwartungsgemäß nicht verändert. Allerdings stimmten gleich zwei Gouverneure gegen diese Entscheidung und sprachen sich für eine Zinssenkung bereits heute aus. In der Pressekonferenz gab Fed-Chef Powell aber keine deutlichen Hinweise auf eine Zinssenkung auf der nächsten Sitzung im September. Es wird wohl auf die bis dahin noch anstehenden Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten ankommen, ob sich dann eine Mehrheit für einen solchen Schritt findet."
ELMAR VÖLKER, LBBW RESEARCH:
"Je stärker sich der zollbedingte Inflationsdruck in den kommenden Monaten aufbaut, desto länger dürfte die Fed an ihrem jetzigen Leitzinsniveau festhalten. Bleibt die Teuerung indes über den Sommer ähnlich zahm wie in den vergangenen Monaten, dann dürfte sich die Tür für eine Zinssenkung nach der Sommerpause ein gutes Stück weit öffnen. Ob die heutigen Gegenstimmen zugunsten einer Zinssenkung ein Fingerzeig in diese Richtung sind oder eher ein Bewerbungsstatement um die Nachfolge von Fed-Chef Powell im kommenden Jahr, wird sich zeigen."
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
"Die Fed dreht eine weitere Warteschleife. Der Rückhalt im Offenmarktausschuss für die abwartende Position bröckelt jedoch. Zwei Mitglieder stimmten heute für eine Leitzinssenkung. Bis zur September-Sitzung wird die Sicht über die Auswirkungen der US-Zölle auf Inflation und Arbeitsmarkt etwas klarer werden. Dann dürfte bei der Fed eine Zinssenkung mehrheitsfähig werden. Weitere Zinsschritte werden folgen. US-Präsident Donald Trump geht das alles viel zu langsam. Er wird Fed-Chef Powell weiter attackieren."
MICHAEL HEISE, HQ TRUST:
"In den nächsten Monaten dürfte der Fed ökonomisch und politisch eine Gratwanderung bevorstehen. Inflation und Arbeitsmarkt könnten unterschiedliche Signale geben und damit eine schwierige Entscheidungslage für die Notenbank erzeugen. Zugleich wird die Regierung weiter auf Zinssenkungen drängen. Die Notenbank wird ihre Unabhängigkeit unterstreichen und den politischen Wünschen nicht willfährig nachkommen. Eventuelle Zinssenkungen müssen also ökonomisch klar begründbar sein. Dreh- und Angelpunkt wird der Arbeitsmarkt sein. Auch aufgrund der Zollpolitik ist eher eine Abkühlung der Beschäftigungsentwicklung zu erwarten. Daher dürfte spätestens im Dezember eine Zinssenkung anstehen."