Bangalore/San Francisco/Tokio, 19. Aug (Reuters) - Der kriselnde US-Chipkonzern IntelINTC.O erhält eine Geldspritze von Softbank9984.T. Der japanische Technologie-Investor teilte am Dienstag mit, im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Intel-Aktien für insgesamt zwei Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Der Preis je Intel-Anteilsschein liege bei 23 Dollar, knapp drei Prozent unter dem Schlusskurs an der Wall Street vom Montag. Mit dieser Transaktion wird Softbank zu einem der zehn größten Investoren beim einst weltgrößten Halbleiter-Hersteller.
"Diese strategische Investition spiegelt unsere Überzeugung wider, dass die Produktion hochmoderner Halbleiter in den USA weiter zunehmen wird", sagte Softbank-Chef Masayoshi Son. Intel werde dabei eine Schlüsselrolle spielen. Aktuell befindet sich der US-Konzern jedoch in einer schweren Krise. Er hat den Trend zur Künstlichen Intelligenz (KI) verschlafen und keine konkurrenzfähigen Prozessoren für diese Technologie im Programm. Außerdem hinkt die Firma aus dem Silicon Valley bei den Fertigungsmethoden hochmoderner Chips dem weltgrößten Auftragsfertiger TSMC2330.TW hinterher. Gleichzeitig verliert Intel Marktanteile bei klassischen Prozessoren an den Erzrivalen AMDAMD.O. Zuletzt gab es Spekulationen, die US-Regierung könnte bei dem Chip-Hersteller einsteigen.
Intel hat in den vergangenen Quartalen Milliarden-Verluste aufgehäuft. Konzernchef Lip-Bu Tan will das ehemalige Vorzeigeunternehmen mit einem harten Sparkurs wieder auf Kurs bringen. Der Manager steht jedoch wegen seiner geschäftlichen Verbindungen mit China unter Druck. US-Präsident Donald Trump hatte deswegen zeitweise seine sofortige Ablösung gefordert. Die Investitionsentscheidung von Softbank habe nichts mit Trumps Forderung zu tun, betonte ein Insider am Dienstag. Die japanische Beteiligungsfirma strebe keinen Sitz im Intel-Verwaltungsrat an und verpflichte sich auch nicht zum Kauf von Prozessoren des Unternehmens.
BEFREIUNGSSCHLAG ODER TROPFEN AUF DEN HEISSEN STEIN?
Die in Frankfurt notierten IntelINTC.F-Aktien stiegen als Reaktion auf den Softbank-Einstieg am Dienstag um 5,5 Prozent. "Die Investition hilft zwar, bringt für Intel aber nicht die Wende", sagte Amir Anvarzadeh, Anlagestratege für Japan beim Vermögensberater Asymmetric Advisors. Für Son gehe es wohl eher darum, seine gute Beziehung zu Trump zu bewahren. Softbank-Papiere rutschten in Tokio um vier Prozent ab.
Der Intel-Deal ist der bislang letzte in einer Reihe milliardenschwerer US-Investitionen von Softbank. Die japanische Firma beteiligt sich unter anderem am ChatGPT-Entwickler OpenAI und am US-Projekt "Stargate". In dessen Rahmen sollen für 500 Milliarden Dollar neue KI-Rechenzentren entstehen. Außerdem will Softbank gemeinsam mit dem weltgrößten Elektronik-Auftragsfertiger Foxconn2317.TW in den USA Equipment für Rechenzentren produzieren.