Berlin, 30. Apr (Reuters) - Die US-Wirtschaft ist Anfang 2025 überraschend geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent, wie das US-Handelsministerium am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Wachstum von 0,3 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
TOBIAS BASSE, NORDLB:
"Die drohenden Zölle haben die BIP-Zahlen in den USA auf jeden Fall bereits zum Start des Jahres 2025 deutlich beeinflusst. Die vorläufigen Daten zum US-Wirtschaftswachstum sind bekanntlich noch sehr revisionsanfällig; diese einfache Tatsache lässt eine genauere Analyse der Details kaum angebracht erscheinen. Allerdings darf wohl schon festgehalten werden, dass der deutliche Anstieg der Importe, welcher das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten zum Start von 2025 nachhaltig belastet hat, vor allem die Konsequenz von Vorzieheffekten gewesen sein dürfte. Die US-Wirtschaftssubjekte scheinen die Zölle an vielen Stellen fast so sehr gefürchtet zu haben, wie der Teufel das Weihwasser."
STEPHAN BALES, KFW RESEARCH:
"Damit haben sich die seit Februar bestehenden Rezessionssorgen an den Finanzmärkten als Realität erwiesen. Doch die aktuellen Zahlen geben nur einen begrenzten Einblick in die tatsächliche Lage der US-Wirtschaft. Einmaleffekte wie Lageraufbau haben im ersten Quartal noch unterstützend gewirkt - doch das dürfte sich rasch ändern. Frühindikatoren wie das Konsumentenvertrauen und die Investitionsbereitschaft deuten klar auf eine weitere Abkühlung hin. Noch spiegeln sich diese Faktoren sowie Trumps Rundumschlag bei den Zöllen im April nur begrenzt in den Daten wider. Die ungeschönte Bremswirkung von Trumps Wirtschaftspolitik dürfte sich ab Mitte des Jahres noch viel deutlicher zeigen."
RALF UMLAUF, HELABA:
"Einen klar negativen Effekt hatte der Anstieg des Fehlbetrages im Außenhandel, aufgrund der Vorzieheffekte vor den Zollerhöhungen. Dies wird sich im laufenden Quartal aber vermutlich teilweise als stützender Faktor erweisen. Einen Teil der vorgezogenen Importe fing der Lageraufbau ab. Konsumnachfrage und Investitionen legten erneut zu, wobei der Konsum aber deutlich schwächer zulegte als noch im Schlussquartal 2024. Per saldo wird die Fed wohl zunächst in einer abwartenden Haltung bleiben."
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
"Das von Trump ausgerufene goldene Zeitalter beginnt mit einem klaren Fehlstart. Für die Vollbremsung des Wirtschaftswachstums muss Trump sich den Schuh anziehen. Die starken Vorzieheffekte in Erwartung der Zollerhöhungen werden sich zwar so nicht wiederholen. Der Zickzack-Kurs der US-Regierung sorgt aber weiterhin für hohe Unsicherheit. Bei Investitions- und Konsumentscheidungen wird vorerst Zurückhaltung angesagt bleiben. Wegen der sichtbarer werdenden zollbedingten Belastungen steuert die US-Wirtschaft auf eine Sommerflaute zu."